Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit stellt zwei prominente Theorien zur Frage diachroner personaler Identität mit Fokus auf ihre rechtsphilosophischen Konsequenzen vor. Ich behaupte, dass Derek Parfit das von John Locke begonnene Projekt psychologischer Konstitution konsequent zu Ende denkt und solche reduktionistischen Positionen zu personaler Identität weitgehend verträglich mit etablierten Gerechtigkeitsvorstellungen sind.
Nach einem Überblick über die am Thema beteiligten Fragestellungen analysiert Kapitel III die von John Locke in An Essay Concerning Human Understanding vorgestellte Position als grundlegend für die modernen Herangehensweise an die Frage. In der Auseinandersetzung mit den dafür vorgebrachten Argumenten und der Kritik an diesem Vorschlag wird deutlich, welche Überzeugungen auf diesem Weg zurückgelassen werden. Sie lassen sich in der von Joseph Butler berühmt gemachten These zusammenfassen, dass personale Identität in einem strengen Sinn zu denken sei und sich diesbezüglich von der diachronen Identität anderer Entitäten unterscheidet.
Kapitel IV stellt die von Derek Parfit in Reasons and Persons ausführlich begründete Überzeugung dar, dass wir diesem Weg dennoch folgen sollten. Während er Lockes Theorie um plausible Zusatzannahmen erweitert und dadurch einigen Kritikpunkten begegnet, wird die Zurückweisung strenger Identität affirmiert und zu einer Tugend erklärt. Ich behaupte, dass dieses Resultat gut begründet ist obwohl seine Kritiker zurecht tiefe Lücken in seiner Theorie aufzeigen.
Kapitel V teilt die Frage nach personaler Identität in rechtsphilosophischer Betrachtung in diejenige nach dem Personstatus und diejenige nach diachroner personaler Identität. Ich behaupte, dass echte rechtliche Problemfälle im Zusammenhang mit der zweiten Frage selten auftreten aber dennoch befriedigend gelöst werden können.
Kapitel VI setzt sich mit der Behauptung auseinander, dass die Zurückweisung strenger Identität auch die Grundlage für Verpflichtungen irreparabel beschädigt. Sie wird im Ergebnis abgelehnt, wobei die attraktivste Begründung dafür die zentrale Prämisse Parfits aufgeben muss, dass die ontologische Basis personaler Identität von überragender Bedeutung für die Beurteilung von Fragen praktischer Philosophie ist.