Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Wirken der Gesundheits- und Krankenpflege in der niederschwelligen Drogenarbeit. Das grundlegende Erkenntnisinteresse besteht darin, zu erfassen, welche Rolle professionelle Pflegende in diesem Setting einnehmen und welche Handlungskonzepte sie verfolgen. Ziel der qualitativen Untersuchung ist es, aus der subjektiven Perspektive der Pflegenden zu erfahren, wie sich ihr alltägliches Handeln gestaltet. Im weitesten Sinne zielt das Forschungsvorhaben auch darauf ab, die Professionalisierung der suchtorientierten Pflege voranzutreiben und die Integration von Pflegefachkräften in die niederschwellige Praxis in Österreich anzuregen.
Zu diesen Zwecken wurden halb-standardisierte Expertinnen- und Experteninterviews mit zehn Pflegefachkräften geführt, die in der niederschwelligen Schweizer Drogenhilfe tätig sind. Da die Interviews größtenteils direkt an ihren Arbeitsplätzen stattfanden, kam es auch zu Beobachtungssituationen. Die Auswertung der gesammelten Daten erfolgte in Anlehnung an das Verfahren der Grounded Theory, dem die Erfassung von subjektiven Lebenswelten zu Grunde liegt.
Die Datenanalyse brachte fünf Kategorien hervor, die zusammengefasst die folgenden Aspekte des pflegerischen Wirkens in der niederschwelligen Versorgung von drogenabhängigen Menschen repräsentieren:
Die Pflegepersonen sind Teil eines interdisziplinär zusammengesetzten Teams, das von der Durchlässigkeit der agierenden Berufsgruppen geprägt ist, in dem fachliches Know-how ausgetauscht und vermittelt wird und in dem alle Agierenden einen gleichen Stellenwert beziehen. Einen weiteren wesentlichen Bestandteil der Versorgungspraxis stellt die Vernetzungsarbeit mit externen Fachinstitutionen und Fachpersonen dar. Innerhalb des Rahmens der interdisziplinären Zusammenarbeit und der externen Vernetzungsarbeit kommt den Pflegenden eine wichtige Bedeutung in einigen Arbeitsbereichen zu. Sie verfügen über spezifische Kompetenzen, die z.B. zur Durchführung der medizinischen Grundversorgung oder der Präventionsberatung gebraucht werden. Um auf die vielschichtigen Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten eingehen und mit ihren besonderen Verhaltensmustern umgehen zu können, verfolgen die Mitarbeitenden außerdem bestimmte Strategien, unter anderem mit kleinen Schritten zu arbeiten oder die Betreuung individuell anzupassen.
Die Ergebnisse zeigen auf, dass es eines interdisziplinären Umfeldes bedarf, um die Klientinnen und Klienten effizient und umfassend zu betreuen. Diesem Anspruch kann jedoch nur entsprochen werden, wenn auch die Berufsgruppe der Pflege in die Praxis integriert ist. Die Schweiz liefert ein positives Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung des niederschwelligen Arbeitsansatzes unter Beteiligung von Pflegefachkräften. Ein Beispiel, an dem sich auch österreichische Praktikerinnen und Praktiker orientieren können.