Abstract (deu)
Hinweisreize, die die Aufmerksamkeit unwillkürlich einfangen, bewirken, nach einem genügend langen Zeitintervall (SOA), das darauffolgende Zielreize an ihrer Position langsamer beantwortet werden als an einer anderen Position. Diese Beobachtung aus dem räumlichen Hinweisreizparadigma wird Rückkehrhemmung der Aufmerksamkeit (IOR) genannt. In der vorliegenden Studie wurde die IOR als Indikator des unwillkürlichen Aufmerksamkeitseinfangs eingesetzt, um die Kontingenzhypothese zu überprüfen. Nach der Kontingenzhypothese wird Aufmerksamkeitseinfang, und damit IOR, nur in der relevanten, aber nicht in der irrelevanten Hinweisreizbedingung erwartet. Es wurden zwei Experimente mit sakkadischer Entdeckungsaufgabe durchgeführt (SOA 200/ 300 ms). Vor einem roten Farbsingleton-Zielreiz, wurde per Zufall, entweder ein grüner (irrelevanten) oder ein roter (relevanten) Farbsingleton-Hinweisreiz, entweder an der gleichen (valide) oder einer anderen Position (nicht-valide) eingeblendet. Hinweisreiz-und Zielreizposition waren nicht korreliert. In beiden Relevanzbedingungen ist IOR zu beobachten, was gegen aufgabengesteuerten Aufmerksamkeitseinfang durch Kontingenz und für einen reizgesteuerten Einfang spricht. Die Reaktionszeitverteilung zeigt jedoch in den frühen Antworten einen deutlichen Einfluss der Aufgabenrelevanz auf den IOR-Effekt. Für die unterschiedlichen Verläufe der IOR in den Relevanzbedingungen, werden, neben der bottom-up Hypothese der unterschiedlich schnellen Ablösung, top-down Erklärungsansätze diskutiert. Vorgängerstudien fanden keine IOR nach Farbsingletons, aufgabenrelevant oder irrelevant, sondern nur nach flüchtigen peripheren Helligkeitsveränderungen (Onsets). Im Zuge dessen wurde IOR als ein reizgesteuerter Mechanismus interpretiert, bzw. als ein Mechanismus der für Farbsingletons nicht gilt. Diese Schlussfolgerungen können in der Arbeit nicht bestätigt werden.