Abstract (deu)
Ziel dieser Arbeit war es, im Rahmen einer empirischen Untersuchung am Beispiel der zweiten Generation südkoreanischer Immigranten in Wien die Transferabilität konfuzianisch geprägter Erziehung und Wertevermittlung in die westliche Kultur zu ermitteln. Als theoretisches Fundament diente eine Annäherung an den Begriff „Migrationshintergrund“, die gemäß dem vorliegenden Untersuchungsgegenstand in der Konkretisierung möglicher Akkulturationsstrategien von südkoreanischen Immigrantenkindern im deutschsprachigen Raum resultierte. Überdies führte eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten der Identitätsfindung zu der Annahme, dass der Terminus der „kulturellen Identität“ keinen vollständigen Aufschluss über die Persönlichkeitsentwicklung bei zweiten südkoreanischen Immigrantengenerationen in Österreich geben kann und demgemäß um die Dimension der Bikulturalität erweitert werden muss. Als weitere Einflussfaktoren bikultureller Identitätsausprägung wurden bilinguale Erziehung und spezifische Fähigkeiten der Akkulturation ostasiatischer Migranten im westlichen Kulturraum identifiziert. Davon ausgehend wurden traditionelle Leitbilder des Konfuzianismus in Hinblick auf ihre Bedeutung in familiären, gesellschaftlichen und bildungsbezogenen Kontexten analysiert, um sie als größten gemeinsamen Nenner der südkoreanischen Kultur respektive der Erziehung und Wertevermittlung südkoreanischer Eltern zu erfassen.
Anhand von Leitfadeninterviews und anschließender qualitativer Inhaltsanalyse wurden am Untersuchungskorpus einer zweiten Generation südkoreanischer Immigranten in Wien Identitätsfindungsprozesse unter dem Einfluss bikultureller sowie bilingualer Erziehung, Zuwendung zu diametralen Wertvorstellungen aus südkoreanischer und österreichischer Kultur in der Adoleszenz sowie eine Implementation konfuzianisch geprägter Werte in das Leben innerhalb der österreichischen Gesellschaft untersucht. Es wurde ersichtlich, dass bikulturelle Erziehung und Identitätsfindungsprozesse bei den Nachkommen südkoreanischer Immigranten in Wien mehrheitlich zur Ausformung einer kulturellen Hybridität beitragen, die sich selbst nach der Erfahrung einer als zwiespältig empfundenen Kindheit und Pubertät in einer affirmativen Übernahme und Umsetzung elterlicher Wertvorstellungen manifestiert und als Akkulturationsstrategie der Integration klassifiziert werden kann. Der Grad der Transferabilität konfuzianisch geprägter Erziehung und Wertevermittlung in die westliche Kultur äußert sich bei der zweiten Generation südkoreanischer Immigranten in Wien vor allem in Gestalt der erfolgreichen Verwirklichung ihrer Leistungs- und Erfolgsorientierung, der Wahrung des zwischenmenschlichen Respekts innerhalb von Familie und Gesellschaft sowie der Einhaltung des rücksichtsvollen Sozialverhaltens inmitten der österreichischen Gesellschaft und wird resümierend als hoch eingestuft.