Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht einen italienischen Text aus dem Florenz des ausgehenden 16. Jahrhunderts, verfasst von Raffaele Gualterotti anlässlich der Hochzeit Großherzogs Ferdinand I. de’ Medici mit Christina von Lothringen im Jahre 1589. Offizielle Festbeschreibungen wie diese sind eng an ihren kulturellen Hintergrund, den Hof der Frühen Neuzeit, gebunden. Der Text ist als bedeutendes Exemplar in der noch frühen Phase der Entwicklung der Gattung im Spannungsfeld zwischen inhaltlichen Vorgaben des Herrschers, ästhetischen Modellen und Gattungsregeln und individuellem Schwerpunkt des Autors sowie seinen soziokulturellen Funktionen zu sehen.
Entscheidend ist dabei, sowohl für Gestalt und Ablauf des Festes als auch für dessen Übertragung in die Festbeschreibung, nicht der Anlass, also die Hochzeit an sich, sondern die Notwendigkeit der Legitimierung und der öffentlichen Zustimmung zur Herrschaft der noch jungen und vormals nichtadeligen mediceischen Dynastie.
Im ersten Teil der Festbeschreibung Gualterottis schlägt sich dies in den zeremoniell relevanten Teilen, vor allem in der Darstellung des Brauteinzugs, nieder. Für den zweiten Teil sind die Kunstbeschreibung der ephemeren Architektur und Malerei, sowie die deutende Erläuterung der dargestellten historischen Szenen aussagekräftig für die Art und Weise, wie durch die Einbindung der Großherzöge in traditionelle Herrschaftsstrukturen Kontinuität, Identität und letztendlich Zustimmung zur Macht erreicht werden sollen.
Die Arbeit betrachtet zunächst die historische und politische Situation am Hof der Großherzöge und die Bedeutung der frühneuzeitlichen Festkultur für Macht und Repräsentation im Allgemeinen und am florentinischen Herrscherhof im Besonderen. Der folgende Abschnitt dient der Verdeutlichung von Form und Funktion von Festbeschreibungen. Darauf aufbauend folgt die Analyse des Textes von Raffaele Gualterotti nach Überlegungen zu Gattungsspezifik, Textgenese sowie Illustrationen und Kunstbeschreibung als herausragende Elemente des Textes. Übergeordnete Fragestellung ist die Überlegung, auf welche Weise der Text Rückschlüsse auf ästhetische Praxen und soziales Handeln am Herrscherhof zulässt und inwiefern er trotz seiner Gelenktheit als authentisches Zeugnis frühneuzeitlicher Kultur gelten kann.