Abstract (deu)
Wie in den meisten Regionen der Welt nimmt auch der Bevölkerungsanteil in westafrikanischen Städten stark zu. Weltweit ist Bamako, die Hauptstadt Malis, eine der zehn am schnellsten wachsenden Städte. Dieses Bevölkerungswachstum erhöht den Druck auf die städtische Infrastruktur und staatliche Dienstleistungen. Vor allem in der urbanen Assanierung wirkt sich dies direkt auf die Lebensqualität der Bevölkerung aus. Das schwach ausgeprägte System zum Abtransport von Haushaltsabfällen oder die nur teilweise vorhandene Kanalisation sind auf eine weit geringere Bevölkerungsanzahl ausgelegt. Seit dem Dezentralisierungsprozess in Mali sind lokale Einrichtungen der Verwaltung für Fragen der lokalen Assanierung zuständig. In Mali begann die Dezentralisierung nach dem Sturz Moussa Traorés 1991 und wurde offiziell 2004 mit den ersten landesweiten Kommunalwahlen beendet. Dadurch sind auf lokaler Ebene neue Räume für nichtstaatliche Akteure entstanden, die an politischen Entscheidungsfindungsprozessen teilnehmen. Die These ist, dass durch die Teilnahme nichtstaatlicher Akteure (der Zivilgesellschaft und des dritten Sektors) die Belange der Bevölkerung in das politische System vermehrt eingebracht werden.
Die vorliegende Arbeit untersucht empirisch anhand der Fallstudie einer Gemeinde Bamakos, welche Modi des politischen Handelns der Aktivität von nichtstaatlichen Akteuren in der urbanen Umweltpolitik zugrundeliegend und ob politische Entscheidungsfindungsprozesse beeinflusst werden können. Dazu werden die Relationen der Einrichtungen der lokalen Gebietskörperschaft und nichtstaatlicher Organisationen im lokalen Governance-Netzwerk dargestellt und die daraus resultierenden Handlungsmöglichkeiten nichtstaatlicher Akteure analysiert. Es kann somit gezeigt werden, dass vor allen Jugend- und Frauenorganisationen von ihrer großen Nähe zu Gemeindeeinrichtungen profitieren können und dementsprechend als politisch starke Akteure zu bezeichnen sind. Diese Nähe verringert gleichzeitig die Möglichkeit Kritik an politischen EntscheidungsträgerInnen zu äußern.
Außerdem kann gezeigt werden, dass sich alle beteiligten Akteure hinsichtlich ihrer Visionen gesellschaftlicher Entwicklung nur bedingt voneinander unterscheiden. Die meisten Akteure treten wie die VertreterInnen der Gemeinde für die Modernisierung urbaner Räume ein – auch wenn dies bedeutet, dass die Bevölkerungsteile, die durch ihre informellen Aktivitäten überleben, dadurch verdrängt werden. Lediglich die Vertreterinnen von FraLocal uenorganisationen machen sich eher für die Interessen der Bevölkerung stark.