Abstract (deu)
Welche Bedeutung hat Afrika, wenn es im Zusammenhang mit Menschenrechten und Entwicklung gedacht wird? Dass es sich bei Auseinandersetzungen mit Afrika um mehr als nur eine regionale Schwerpunktsetzung handelt, wird in der vorliegenden Arbeit anhand der Analyse afrikanischer wissenschaftlicher Literatur aufgezeigt. Diese Schwerpunktsetzung wendet sich gegen die Marginalisierung afrikanischer Wissenschaft in hegemonialen Diskursen zu Menschenrechten und Entwicklung, problematisiert und hinterfragt aber gleichzeitig die Vorstellung eines homogenen afrikanischen (Gegen-)Diskurses.
In einem einführenden Kapitel wird die Bedeutung von Afrika als Forschungsobjekt erfasst und die damit verbundenen Repräsentationen von Afrika in vielfältigen Diskursen behandelt. Anschließend wird die Perspektive erweitert und auf die Forschenden selbst verlagert. Die Geschichte und Gegenwart der Afrikawissenschaften als Disziplin ist geprägt von einer Vielfalt an Interessen, die auch in die Konstruktion bestimmter Afrikabilder einfließen. Die historischen, intellektuellen und materiellen Bedingungen von Wissensproduktion in Afrika verdeutlichen darüber hinaus die Rolle afrikanischer WissenschaftlerInnen im globalen Kontext. Eine besondere Bedeutung kommt in dieser Hinsicht den Bereichen Sprache, Veröffentlichung und Relevanz von Wissenschaft zu.
Für die Analyse wurden wissenschaftliche Artikel von afrikanischen AutorInnen herangezogen, die seit Beginn der 1980er Jahre erschienen sind und Afrika im Zusammenhang mit Menschenrechten und Entwicklung auf einer allgemeinen Ebene behandeln. Sowohl der afrikanische Menschenrechts- als auch der Entwicklungsdiskurs enthalten eine Reihe untergeordneter Diskurse, in denen das Verhältnis zwischen Afrika und den beiden Schlüsselkonzepten jeweils anders konzipiert wird. Diese als Idealtypen verstandenen untergeordneten Diskurse werden im Detail analysiert und im Hinblick auf die in ihnen enthaltenen Konstruktionen von Afrika dargestellt. Aus der Analyse wird deutlich, dass die Repräsentationen, Zuschreibungen und Bedeutungen von Afrika in den jeweiligen Diskursen zu unterschiedlichen Afrika-Konzepten führen. Diese unterscheiden sich nicht nur durch die Hervorhebung unterschiedlicher oder entgegengesetzter diskursiver Elemente, sondern auch durch eine unterschiedliche Interpretation und Bewertung von Afrikas Verhältnis zum Westen als Gegenpol oder Vorbild.
Das Schreiben über Afrika im Allgemeinen kann in dieser Hinsicht als eine Positionierung afrikanischer WissenschaftlerInnen im globalen Diskurs verstanden werden und lässt sich als Prozess interpretieren, in dem nicht nur bestimmte Bedeutungen von Afrika geschaffen werden, sondern die Rolle von Afrika in der Welt verhandelt werden soll.