Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit ist der Versuch einer Bestandsaufnahme über beinahe 40 Jahre Feminismus im postfranquistischen Spanien. Dabei sollen die Fragen beantwortet werden, wie der Prozess der Demokratisierung in Spanien ab 1975 mit der Entwicklung der feministischen Bewegung verknüpft ist und ob die Konsolidierung der Demokratie verbunden mit den Erfolgen der feministischen Bewegung in Spanien zu einer gleichberechtigten Situation zwischen den Geschlechtern geführt hat. In meiner Analyse stütze ich mich einerseits auf Sekundärliteratur über den spanischen Feminismus sowie auf Texte über die neuere spanische Geschichte. Andererseits ziehe ich für die Interpretation der Fakten die marxistische Staatstheorie von Poulantzas und deren feministische Erweiterung durch Ludwig und Sauer heran. Den begrifflichen Rahmen dieser Arbeit bildet der materialistische Feminismus von Jónasdóttir.
Zwar konnte in Spanien in den letzten Jahrzehnten die formale Gleichstellung zwischen den Geschlechtern im Rahmen des demokratischen Rechtsstaates institutionalisiert werden, im Kernbereich kapitalistisch-patriarchaler Frauenunterdrückung, namentlich der Reproduktionssphäre, hat sich allerdings wenig verbessert – im Gegenteil: durch die massive Inkorporation der Frau in den Arbeitsmarkt hat sich die Lage für viele Frauen sogar verschlechtert. Daraus folgt der Schluss, dass wesentliche patriarchale Ausbeutungsmuster im Rahmen der Etablierung einer bürgerlich-liberalen Demokratie in Spanien nicht beseitigt werden konnten. Es stellt sich also abschließend die Frage, ob die Transformation der Staatsapparate hin zu einer bürgerlich-liberalen Demokratie eine umfassende Emanzipation, die über eine formale Gleichberechtigung hinausgeht, überhaupt erlaubt oder ob reale Gleichberechtigung nicht erst durch eine radikale Transformation der kapitalistisch-patriarchalen Gesellschaftsordnung möglich wird.