Abstract (deu)
Paare in der virtuellen Welt
Die rasanten Entwicklungen der Kommunikationstechnologie und ihre relativ stark ausgeprägte Integration in unser Alltagshandeln haben verschiedenste Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Kommunikation als Basis für jegliche Form sozialer Beziehungen bietet heute viele neuartige Möglichkeiten. Im Zuge dieser Masterarbeit werden Auswirkungen neuester kommunikationstechnologischer Entwicklungen auf Paarbeziehungen untersucht. Der Fokus liegt dabei auf der virtuellen Aktivität der Paare. Wie integrieren Paare diese „virtuelle Welt“ in ihren Beziehungsalltag und für welche Aspekte ihrer Paarbeziehung instrumentalisieren sie sie? Nach einem Vorgehen im Sinne der Grounded Theory wird mit Hilfe einer Methodentriangulation von Paarinterviews, Online-Profilanalysen und Kommunikationstagebüchern das virtuelle Kommunikationsverhalten von Paaren umfassend analysiert. Facebook dient dabei als Beispiel für virtuelle Plattformen im Allgemeinen. Insgesamt haben zehn Paare Einblick in ihren Beziehungsalltag und ihr Kommunikationsverhalten gegeben. Nebst einem Pretest-Paar zu Beginn teilte sich die Erhebung in drei Phasen und ließ damit den flexiblen Einbezug neuer Erkenntnisse in das weitere Vorgehen zu. Die Studie zeigt, dass Paare weitgehend „mediatisierte“ Beziehungen leben. Facebook nutzen sie abhängig von ihren individuellen Medienpräferenzen mehr oder weniger als identitätsstiftendes Moment für ihre Paarbeziehung. Das Bedürfnis nach sozialer Integration entscheidet über den Umgang mit virtuellen Plattformen. Dabei führen von einander abweichende Medienhandlungs-Strategien der Individuen zu Konflikten – vom Zwang bis zur relativen Exklusion des Partners/ der Partnerin aus dem sozialen Umfeld. Die teilnehmenden Paare versuchen ihr Medienverhalten aufeinander abzustimmen. Gezeigt wird, dass rege Facebook-Nutzung grundsätzlich zu einer Intensivierung der sozialen Beziehungen führt. Eine Intensivierung, die je nach Einbindung des Partners/ der Partnerin zu einer stärkeren Paaridentität, Konkurrenz der Beziehung mit anderen oder einem „Aufgehen“ des Paares in seinem sozialen Umfeld führen kann. Letzteres verweist über die Studie hinaus auf die Frage, ob die erhöhte Pflege sozialer Kontakte (über virtuelle Plattformen) Auswirkungen auf wesentliche Merkmale der Paarbeziehung hat bzw. die Abgrenzung des Paares gegenüber anderen sozialen Beziehungen eventuell aufweicht? Die Studie regt damit zu weiterer Forschung im Schnittpunkt „Paarbeziehungen & virtuelle Medien“ an.