Abstract (deu)
Im Rahmen dieser Arbeit wurden anhand einer Analyse von Buchsachverständigengutachten aus den Jahren 2002 bis 2012 verschiedene Erscheinungsformen von Bilanzma-nipulationen in den Abschlüssen österreichischer Unternehmen aufgezeigt. Ziel der Datenanalyse war es, einen Beitrag zur aktuellen Situation von Bilanzmanipulationen zu liefern und festzustellen, welche Abschlussposten in der Bilanz- und GuV vordergründig von manipulativen Eingriffen betroffen waren. Im Mittelpunkt der Auswertung stand die praxisorientierte Kategorisierung der Begehungsarten, die in Anlehnung an häufig angewendete Kategorisierungsmodelle in der Literatur erfolgte. Vor der Auswertung des Datenmaterials wurde die Rolle des Sachverständigen bei der Aufdeckung der Bilanzmanipulationen erläutert sowie verschiedene Definitionsansätze und Systematisierungsarten miteinander verglichen. Im Rahmen der terminologischen Grundlagen wurde zudem auf die Abgrenzung von illegaler und legaler Bilanzpolitik eingegangen und Bilanzmanipulationen im strafrechtlichen Kontext anhand der Bestimmungen in den §§ 122 GmbHG und 255 AktG umrissen.
Die Gesamtstichprobe umfasste Gutachten über 63 Gesellschaften, wobei insgesamt 152 Jahresabschlüsse in Form von Einzelabschlüssen und zwölf Quartalsabschlüsse nach den Regeln des UGB zugrunde lagen. Im Zuge der Datenanalyse reduzierte sich die Untersuchungsstichprobe auf 26 Gesellschaften, in deren Abschlüssen in Summe 42 Bilanzmanipulationen festgestellt und anhand von 29 Fallstudien erläutert wurden. Es wurden nur Fälle beschrieben, die relevante Unterschiede in der Art der Bilanzmanipulationen aufzeigten und dadurch von anderen Fällen abgrenzbar waren. Da lediglich ein Teildatensatz analysiert wurde, sind vorliegende Ergebnisse nicht repräsentativ.
Die Erscheinungsformen wurden nach drei Manipulationskategorien unterschieden. 31 Bilanzmanipulationen wurden in Zusammenhang mit einer positiven Beeinflussung des Jahresergebnisses festgestellt, davon wurden insbesondere unterlassene Wertberichti-gungen von Vorratsvermögen und Forderungen (in 19 Fällen) sowie fiktive Erträge und Umsatzerlöse (in vier Fällen) festgestellt. Manipulative Handlungen mit einer negativen Beeinflussung des Jahresergebnisses wurden im Rechnungswesen von sieben Gesellschaften aufgedeckt. Die geringste Anzahl von festgestellten Bilanzmanipulationen (insgesamt vier) wurde in der Manipulationskategorie der erfolgsneutralen Darstel-lungsbeeinflussung festgestellt. Abschließend lässt sich festhalten, dass Bilanzmanipulationen überwiegend i.Z.m. Deckungshandlungen für zeitliche vor- oder nachgelagerte Delikte zu bringen waren (Sekundärdelikte), jedoch auch mit dem Ziel ausgeübt wurden, die Abbildungsebene des Unternehmens direkt zu beeinflussen (Primärdelikte). Da bei den festgestellten Bilanzmanipulationen ähnliche Begehungsmuster in Zusammenhang mit bestimmten Abschlussposten erkennbar waren, dienen Kategorisierungsmodelle in erster Linie dazu, Bilanzmanipulationen besser zu verstehen und letztendlich auch aufzudecken bzw. zu verhindern.