Abstract (deu)
Die Infloreszenzentwicklung der Saniculoideae, Apiaceae.
Die vorliegende Diplomarbeit behandelt die Infloreszenzmorphologie und Infloreszenzentwicklung der Saniculoideae. Ziel ist es die morphologischen Strukturen der Infloreszenzen der Saniculoideae zu klären und deren Phylogenie zu rekonstruieren. Die Infloreszenzen der Apiaceae-Saniculoideae treten uns als Dolden oder Köpfchen entgegen. Froebe (1964) leitete diese scheinbar einfachen Infloreszenzen von Doppeldolden ab, während er später (Froebe 1971a, b, 1979) die Möglichkeit in den Raum stellte, dass sie sich auch von Thyrsen, Rispen oder Cymoiden ableiten könnten. Die vorliegende Arbeit zeigt für Sanicula, Hacquetia, Astrantia und Eryngium anhand ontogenetischer Untersuchungen, dass es sich um thyrsische und traubige Infloreszenzen handelt, deren Achsen soweit reduziert sind, dass sich köpfchenförmige Aggregate bilden. Für die Infloreszenzen von Petagnaea, Actinolema, Alepidea und Arctopus wird anhand morphologischer Vergleiche die Theorie entwickelt, dass sie ebenfalls gestauchte thyrsische und traubige Infloreszenzen darstellen. Dabei wird die Hypothese aufgestellt, dass sich die traubigen Infloreszenzen von thyrsischen ableiten. Als ursprünglichster Infloreszenztyp der Saniculoideae wird ein geschlossener, bracteoser, zwittriger Thyrsus postuliert. Auf Grund molekularer Daten wurden kürzlich die Saniculoideae um die beiden afrikanischen Gattungen Steganotaenia und Polemanniopsis (bilden die neue Tribus Steganotaenieae, die Schwestergruppe zur Tribus Saniculeae, die früheren Saniculoideae ) erweitert (Calviño et al., 2008). Die vorliegende Untersuchung an Herbarmaterial ergab, dass diese beiden Gattungen echte Doppeldolden besitzen. Damit passen sie infloreszenzmorphologisch nicht zu den Saniculoideae im traditionellen Sinn, sehr wohl aber zu den Apioideae. Jüngste molekularsystematische Studien (Magee et al., 2010) sprechen dafür, die Saniculoideae überhaupt aufzulösen und sie als Tribus Saniculeae, ebenso wie die Tribus Steganotaenieae (Steganotaenia, Polemanniopsis) sowie deren Schwestergruppe Phlyctidocarpeae in die Apioideae s. lat. einzugliedern. Darin nehmen die Saniculeae infloreszenzmorphologisch aber nach wie vor eine besondere und wohl ursprüngliche Stellung ein.