Abstract (deu)
Das Benediktinertheater ist in der bisherigen theaterwissenschaftlichen Forschung wenig beachtet worden. Ganz zu unrecht, denn der Benediktinerorden, als einer der ältesten christlichen Orden, hat sich in seinem Bestehen nicht dem Theater verschlossen, sondern die jeweiligen theatralen Formen aufgenommen und praktiziert. Die Geschichte der Klöster im heutigen Österreich beginnt mit St. Peter in Salzburg und breitet sich dann rasch aus. In meiner Arbeit stelle ich die Geschichte des Benediktinertheaters anhand des ehemaligen Klosters Garsten bei Steyr dar. Garsten hat vor allem in der Zeit der Gegenreformation eine besondere Position inne, da es sich in direkter Umgebung zu Steyr befindet. In Steyr, deren Stadtpfarrkirche als inkorporierte Pfarre zum Stift Garsten gehörte, entstand in der Reformationszeit eine starke protestantische Bürgerschaft, die unter anderem durch benediktinisches Theater Anfang des 17. Jahrhunderts wieder zum katholischen Glauben zurückgeführt werden sollte. Aus dieser Zeit ist eine interessante Quelle erhalten. Wolfgang Lindner verfasste Anfang des 17. Jahrhunderts eine Chronik für Steyr, die einige Berichte über das benediktinische Theater enthält.
Eine Besonderheit des christlichen Spiels stellte das Heilige Grab dar, bei dem es sich im 18. Jahrhundert um große Kulissenaufbauten handelt. An vielen Orten ist diese ephemere Architektur verloren gegangen. In Garsten hat sich aber glücklicherweise ein
Beispiel erhalten, und daher wurde auch auf die theatralen Funktionen von Heiligen Gräbern eingegangen. Im Benediktinerstift Garsten hat es im 18. Jahrhundert ein Kulissen-Saaltheater gegeben. Heute ist leider nichts mehr davon übrig, da das Kloster am Ende des Jahrhunderts aufgelöst wurde. Dennoch lässt es sich nachweisen, und anhand von
umliegenden Benediktinerstiften, wie Lambach oder Seitenstetten, ist es auch rekonstruierbar.