Abstract (deu)
In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass Klöster im zunehmenden Maße den Markt der „Biologischen Landwirtschaft “ und des „Nachhaltigen Wirtschaftens“ für sich erschließen.
Die vorliegende Masterarbeit wurde im Zuge des interdisziplinären Forschungs-
projektes "UMIS-Umgang mit der Schöpfung“ (im Rahmen des Forschungsprogramms Provision, im Auftrag und des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft gefördert durch FWF) erstellt, das die Frage der Nachhaltigkeit in Klöstern am Beispiel von 6 Klöstern aus Österreich und Bayern untersuchte. Der Fokus des Projektes lag darauf, zu erforschen wie die einzelnen Klöster den Gedanken der Nachhaltigkeit in ihrem sozialen und wirtschaftlichen Umfeld realisieren aber auch wie innerhalb der monastischen Gemeinschaft mit dieser Herausforderung umgegangen wird und inwiefern die Idee von Nachhaltigkeit in ihrem religiösen und spirituellen Selbstverständnis verankert ist. Während der große Teil des Projektes sich mit der unmittelbaren Vergangenheit, Gegenwart und nahen Zukunft befasste, setzte sich das Teilprojekt Geschichte mit der historischen Dimension der klösterlichen Wirtschaft im Licht der monastischen Spiritualität auseinander.
Die Masterarbeit stellt die Frage, ob es in der Geschichte des Klosters einen Zusammenhang zwischen monastischen Reformen und wirtschaftlicher Dynamik gab, ob monastische Ideale Einfluss auf die tatsächliche wirtschaftliche Praxis der Klöster hatten, und wie man derartige Zusammenhänge untersuchen könnte- Hierfür wurden die Klöster Altenburg, Seitenstetten und Kremsmünster herangezogen und hinsichtlich ihrer monastischen Reformen und wirtschaftlicher Dynamik untersucht.
Die Arbeit basiert auf einer kategoriengeleiteten Literaturanalyse sowie der Auswertung von finanziellen Angaben und der Anzahl von abgelegten Professen und überlieferten Urkunden.
Die Analyse umfasste die Kategorien monastische Ordnung, Wirtschaft, Bautätigkeit und Landwirtschaft. Die Analysen der einzelnen Kategorien und Faktoren wurden einander gegenübergestellt und auf mögliche Zusammenhänge untersucht.
Die Gegenüberstellung dieser Faktoren hat gezeigt, dass in allen Klöstern Phasen auszumachen sind in denen monastische und wirtschaftliche Aktivität zusammentrafen.
Es konnte festgestellt werden, dass zuweilen monastische Reformen mit einer Reorganisation des Abgabensystems einhergegangen sind. Anfertigung von Grundbüchern, Bau und Ankauf von Meierhöfen bzw. die Erweiterung und Neuorganisation der Forstwirtschaft wurden mitunter in Zeiten monastischer Reformen getätigt. Allerdings konnte kein Hinweis dafür gefunden werden, dass monastische Reformen ausschlaggebend für diese Tätigkeiten waren. Das System der Grundherrschaft war für lange Zeit das bestimmende Element der Klosterwirtschaft.
Gerade in der Zeit der Melker Reform und der Gegenreformation konnten aktive Phasen in der Klosterwirtschaft beobachtet werden, in der Bautätigkeiten mit wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Veränderungen zusammentrafen. Diese aktiven Phasen sind nicht zwangsläufig mit wirtschaftlichem Erfolg einhergegangen.
Die Arbeit zeigt, dass in Altenburg und Kremsmünster Bautätigkeiten weit häufiger als wirtschaftliche Tätigkeiten mit den monastischen Reformen korrelieren. Diese Ergebnisse könnten ein Hinweis darauf sein, dass eine Untersuchung von klösterlichen Bautätigkeiten nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Klosterwirtschaft oder dem Wunsch der Kirche nach Repräsentanz durchgeführt werden kann, sondern auch im Hinblick auf Bautätigkeit als Schnittstelle zwischen wirtschaftlicher und reformatorischer Aktivität des Klosters.