You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1307985
Title (deu)
"Es springt so hin und her"
Verhandlungen um ethnische Zugehörigkeiten in post-/migrantischen Romani Communitys in Österreich
Parallel title (eng)
"It depends on the situation" ; negotiating ethnic belongings in post-/migrant Romani Communities in Austria
Author
Barbara Tiefenbacher
Adviser
Christoph Reinprecht
Assessor
Christoph Reinprecht
Assessor
Gero Fischer
Abstract (deu)
In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit zwei unterschiedlichen Romani Communitys. Zum einen arbeite ich zu den Nachkommen der damaligen jugoslawischen Romani “GastarbeiterInnen“, von denen einige in der „zweiten Generation“ ein Hochschulstudium absolviert haben bzw. absolvieren. So wie ihre Eltern werden sie nicht als Angehörige von Romani Communitys wahrgenommen, sondern lediglich als „Jugoslawen“ bzw. heute als „Serben“. Zum anderen beschäftige ich mich mit gegenwärtigen MigrantInnen aus der Südslowakei, die in Graz betteln, Straßenzeitungen verkaufen oder Straßenmusik ausüben, um Geld zu verdienen. Die MigrantInnen in diesem Kontext werden als RomNija wahrgenommen. In meiner Arbeit untersuche ich die Verhandlungen und Konstruktionen von ethnischen Zugehörigkeiten in diesen beiden settings. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, welche Marker für die Konstruktion von Romani oder andere ethnischer Zugehörigkeiten verantwortlich zeichnen. In Hinblick auf die Theorie lehnt sich die Arbeit an die Thesen von Barth (1969), Jenkins (1994), Hall (1997) und Brubaker (2007) an. Als Erhebungsmethode wurden biographisch-narrative Interviews gewählt, die ich mit sechs Personen in Graz und acht Personen in Wien zwischen 2012 und 2013 geführt habe. Zur Auswertung wurde das Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2002) herangezogen. Die Kategorienbildung erfolgte induktiv aus dem Material heraus. Es ergaben sich folgende drei Hauptkategorien: Ethnizität als Ordnungskategorie in Interaktionen, Inhalte von ethnischen Selbstzuschreibungen, Ethnisierende Marker. Das erste Kapitel zu Ethnizität als Ordnungskategorie in Interaktionen zeigt auf, dass in sozialen Beziehungen eine Romani Zugehörigkeit nicht immer relevant ist. Im Wiener Kontext kann festgehalten werden, dass die Zuschreibung “fremd” bzw. “AusländerIn” eine zentrale Bedeutung einnimmt, oder auch andere nationalstaatliche Kategorien wie “Serbisch”. In einem serbischen Kontext, weist die Zugehörigkeit zur Romani Community hingegen Relevanz auf. Die Ergebnisse im anderen Kontext zeigen auf, dass eine Romani Positionierung auf soziale Beziehungen sowohl in der Slowakei als auch in Graz Einfluss nehmen kann; in Graz insbesondere dann, wenn die Personen Tätigkeiten im öffentlichen Raum ausüben, welche als „Romani typisch“ von den PassantInnen wahrgenommen werden, wie aus Berichten von Beschimpfungen hervorgeht. Bei der Ausübung eines regulären Jobs werden sie hingegen als RomNija „unsichtbar”. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Inhalten von ethnischen Selbstzuschreibungen. Auffallend dabei ist, dass die InterviewpartnerInnen in beiden Kontexten auf Stereotype, die häufig mit RomNija in Verbindung gebracht werden, hinwiesen. Zugleich wurde Romanes als wichtige Eigenschaft einer Romani Zugehörigkeit genannt. Das dritte und letzte Kapitel beschäftigt sich mit ethnisierenden Markern, die Ethnisierungsprozesse auslösen können. Dabei wurde sowohl von den Grazer als auch von den Wiener InterviewpartnerInnen auf die Hautfarbe bzw. das „Aussehen“ verwiesen. In den ländlichen Regionen Serbiens und der Slowakei führt eine „dunklere“ Hautfarbe zu einer Romani Ethnisierung, in Wien hingegen zur Kategorisierung als „fremd“. In Anlehnung an die theoretischen Konzepte von Okamura (1981), Hall (1997) und Brubaker (2007) kann festgehalten werden, dass ethnische Zugehörigkeiten als dynamisch und sich ständig verändernd beschrieben werden können. So führen unterschiedliche Situation zu einer Fremd- bzw. Selbstethnisierung. Personen, die für sich eine Romani Zugehörigkeit in Anspruch nehmen, verorten sich zugleich auch in weiteren nationalstaatlichen und ethnischen Kategorien.
Abstract (eng)
In my thesis I am comparing the negotiation and construction of ethnic belongings in two different Romani communities: I am dealing with descendants of former Yugoslav Romani “guest workers” in Vienna, who in the 2nd generation have achieved social upward mobility through university education. Just like their parents, they have not been perceived publicly as being Romani but solely as Yugoslavs. Furthermore, I am focusing on present migrants from South Slovakia to Austria´s second largest city of Graz, where they engage in busking, mendicancy and vending street papers. Migrants in this context are marked and perceived as Romani. In my research I am examining the negotiation and construction of ethnic belongings in these different contexts. Hence the main research question poses in which situations which markers are responsible for the construction of Romani or other ethnic belongings. My theoretical framework is based on the works of Barth (1969), Jenkins (1994), Hall (1989) and Brubaker (2007). In terms of methodology, the research is centered upon biographical-narrative interviews which I carried out with members of both communities in Vienna and Graz between 2012 and 2013. In order to analyse the interviews I applied a qualitative content analysis (Mayring 2002). Based on the material analysis the following categories were defined: Ethnicity as a structuring category in interactions, Content of ethnic self-ascriptions, Ethnicising markers. The chapter on ethnic belongings as a structuring category points out that in social relations Romani belonging is not always relevant. In a Viennese setting it can be stated that the ascription “being foreigner” appears to be more crucial as well as other nation-state categories like Serbian. Romani positions are not communicated by most of the interviewees. In a Serbian context, however, Romani belonging turns out to be relevant, which affects social relations. The findings from the other context prove that Romani belonging plays a crucial role in Slovakia and in Graz. In particular those people who engage in activities in public space are perceived as Romani. The second chapter deals with the content of self-ascriptions. As a common finding from both contexts it can be stated that the interviewees point out the negative image of Romani communities, as well as the importance of Romani language in declaring Romani belonging. The last chapter focuses on ethnicising markers which can be considered responsible for ethnicization. The most significant factor mentioned is the tone of skin colour. In Slovak and Serbian settings, which are considered to be more “homogenous” a “darker” skin colour causes Romani ethnicization, in contrast to Vienna, where a cosmopolitan setting leads to a differentiation between “Austrian” and “foreigner”. To sum up, following the ideas of current theoretical debates (cf. Okamura 1981; Hall 1997; Brubaker 2007), it can be stated that ethnic belongings, to which the interviewees refer to, are not stable, but depend on various situations in which the above mentioned markers lead to the construction of ethnic belonging(s). People who declare Romani belonging do also declare other belongings based on nation-state or other ethnic categories.
Keywords (eng)
Romani Communitiesmigrationethnicitylabour migrationSerbiaSlovakia2nd generation
Keywords (deu)
Roma/RomnijaEthnizitätMigrationGastarbeiterSerbienSlowakei2. Generation
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1307985
rdau:P60550 (deu)
278 S.
Number of pages
279
Members (1)
Title (deu)
"Es springt so hin und her"
Verhandlungen um ethnische Zugehörigkeiten in post-/migrantischen Romani Communitys in Österreich
Parallel title (eng)
"It depends on the situation" ; negotiating ethnic belongings in post-/migrant Romani Communities in Austria
Author
Barbara Tiefenbacher
Abstract (deu)
In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit zwei unterschiedlichen Romani Communitys. Zum einen arbeite ich zu den Nachkommen der damaligen jugoslawischen Romani “GastarbeiterInnen“, von denen einige in der „zweiten Generation“ ein Hochschulstudium absolviert haben bzw. absolvieren. So wie ihre Eltern werden sie nicht als Angehörige von Romani Communitys wahrgenommen, sondern lediglich als „Jugoslawen“ bzw. heute als „Serben“. Zum anderen beschäftige ich mich mit gegenwärtigen MigrantInnen aus der Südslowakei, die in Graz betteln, Straßenzeitungen verkaufen oder Straßenmusik ausüben, um Geld zu verdienen. Die MigrantInnen in diesem Kontext werden als RomNija wahrgenommen. In meiner Arbeit untersuche ich die Verhandlungen und Konstruktionen von ethnischen Zugehörigkeiten in diesen beiden settings. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, welche Marker für die Konstruktion von Romani oder andere ethnischer Zugehörigkeiten verantwortlich zeichnen. In Hinblick auf die Theorie lehnt sich die Arbeit an die Thesen von Barth (1969), Jenkins (1994), Hall (1997) und Brubaker (2007) an. Als Erhebungsmethode wurden biographisch-narrative Interviews gewählt, die ich mit sechs Personen in Graz und acht Personen in Wien zwischen 2012 und 2013 geführt habe. Zur Auswertung wurde das Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2002) herangezogen. Die Kategorienbildung erfolgte induktiv aus dem Material heraus. Es ergaben sich folgende drei Hauptkategorien: Ethnizität als Ordnungskategorie in Interaktionen, Inhalte von ethnischen Selbstzuschreibungen, Ethnisierende Marker. Das erste Kapitel zu Ethnizität als Ordnungskategorie in Interaktionen zeigt auf, dass in sozialen Beziehungen eine Romani Zugehörigkeit nicht immer relevant ist. Im Wiener Kontext kann festgehalten werden, dass die Zuschreibung “fremd” bzw. “AusländerIn” eine zentrale Bedeutung einnimmt, oder auch andere nationalstaatliche Kategorien wie “Serbisch”. In einem serbischen Kontext, weist die Zugehörigkeit zur Romani Community hingegen Relevanz auf. Die Ergebnisse im anderen Kontext zeigen auf, dass eine Romani Positionierung auf soziale Beziehungen sowohl in der Slowakei als auch in Graz Einfluss nehmen kann; in Graz insbesondere dann, wenn die Personen Tätigkeiten im öffentlichen Raum ausüben, welche als „Romani typisch“ von den PassantInnen wahrgenommen werden, wie aus Berichten von Beschimpfungen hervorgeht. Bei der Ausübung eines regulären Jobs werden sie hingegen als RomNija „unsichtbar”. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Inhalten von ethnischen Selbstzuschreibungen. Auffallend dabei ist, dass die InterviewpartnerInnen in beiden Kontexten auf Stereotype, die häufig mit RomNija in Verbindung gebracht werden, hinwiesen. Zugleich wurde Romanes als wichtige Eigenschaft einer Romani Zugehörigkeit genannt. Das dritte und letzte Kapitel beschäftigt sich mit ethnisierenden Markern, die Ethnisierungsprozesse auslösen können. Dabei wurde sowohl von den Grazer als auch von den Wiener InterviewpartnerInnen auf die Hautfarbe bzw. das „Aussehen“ verwiesen. In den ländlichen Regionen Serbiens und der Slowakei führt eine „dunklere“ Hautfarbe zu einer Romani Ethnisierung, in Wien hingegen zur Kategorisierung als „fremd“. In Anlehnung an die theoretischen Konzepte von Okamura (1981), Hall (1997) und Brubaker (2007) kann festgehalten werden, dass ethnische Zugehörigkeiten als dynamisch und sich ständig verändernd beschrieben werden können. So führen unterschiedliche Situation zu einer Fremd- bzw. Selbstethnisierung. Personen, die für sich eine Romani Zugehörigkeit in Anspruch nehmen, verorten sich zugleich auch in weiteren nationalstaatlichen und ethnischen Kategorien.
Abstract (eng)
In my thesis I am comparing the negotiation and construction of ethnic belongings in two different Romani communities: I am dealing with descendants of former Yugoslav Romani “guest workers” in Vienna, who in the 2nd generation have achieved social upward mobility through university education. Just like their parents, they have not been perceived publicly as being Romani but solely as Yugoslavs. Furthermore, I am focusing on present migrants from South Slovakia to Austria´s second largest city of Graz, where they engage in busking, mendicancy and vending street papers. Migrants in this context are marked and perceived as Romani. In my research I am examining the negotiation and construction of ethnic belongings in these different contexts. Hence the main research question poses in which situations which markers are responsible for the construction of Romani or other ethnic belongings. My theoretical framework is based on the works of Barth (1969), Jenkins (1994), Hall (1989) and Brubaker (2007). In terms of methodology, the research is centered upon biographical-narrative interviews which I carried out with members of both communities in Vienna and Graz between 2012 and 2013. In order to analyse the interviews I applied a qualitative content analysis (Mayring 2002). Based on the material analysis the following categories were defined: Ethnicity as a structuring category in interactions, Content of ethnic self-ascriptions, Ethnicising markers. The chapter on ethnic belongings as a structuring category points out that in social relations Romani belonging is not always relevant. In a Viennese setting it can be stated that the ascription “being foreigner” appears to be more crucial as well as other nation-state categories like Serbian. Romani positions are not communicated by most of the interviewees. In a Serbian context, however, Romani belonging turns out to be relevant, which affects social relations. The findings from the other context prove that Romani belonging plays a crucial role in Slovakia and in Graz. In particular those people who engage in activities in public space are perceived as Romani. The second chapter deals with the content of self-ascriptions. As a common finding from both contexts it can be stated that the interviewees point out the negative image of Romani communities, as well as the importance of Romani language in declaring Romani belonging. The last chapter focuses on ethnicising markers which can be considered responsible for ethnicization. The most significant factor mentioned is the tone of skin colour. In Slovak and Serbian settings, which are considered to be more “homogenous” a “darker” skin colour causes Romani ethnicization, in contrast to Vienna, where a cosmopolitan setting leads to a differentiation between “Austrian” and “foreigner”. To sum up, following the ideas of current theoretical debates (cf. Okamura 1981; Hall 1997; Brubaker 2007), it can be stated that ethnic belongings, to which the interviewees refer to, are not stable, but depend on various situations in which the above mentioned markers lead to the construction of ethnic belonging(s). People who declare Romani belonging do also declare other belongings based on nation-state or other ethnic categories.
Keywords (eng)
Romani Communitiesmigrationethnicitylabour migrationSerbiaSlovakia2nd generation
Keywords (deu)
Roma/RomnijaEthnizitätMigrationGastarbeiterSerbienSlowakei2. Generation
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1307986
Number of pages
279