Abstract (deu)
Dieses Forschungspapier versucht die komplexe Thematik „Prostitutionspolitik“ zu theoretisieren, mit der Absicht einen ganzheitlichen Zugang zu finden, der über Polarisierung, Ideologisierung und empirische Fakten hinausgeht. Verschiedene Perspektiven sind inkludiert worden, um einen Fokus auf die Frauen als Sex-Verkäuferinnen und die weibliche Sexualität im Vergleich zur männlichen zu geben. Die Studie untersucht das Pionier-Projekt in Schweden, wo Sex-VerkäuferInnen nicht strafbar handeln, aber Sexkäufer seit einem Gesetz im Jahr 1999 kriminalisiert sind. Die Studie analysiert wie empirische Fakten, die die Situation der Frauen unter dem Kvinnofrid Gesetz beschreiben, auf einer normativen Ebene evaluiert werden können. Theoretisch ist die Studie zusammengesetzt aus Fragmenten ökonomischer, Gewalt-, Sexual-, post-kolonialistischer und Critical Race Theorien, die anhand der Interpretation von empirischen Daten weiterentwickelt wurden. Die Studie bestätigt ihre sieben Thesen, die die Theorien kombinieren und deren verflochtene Erklärungskraft aufzeigen. Ein bestimmter Grad an Gewalt ist allen Outsider-Zugängen zur Prostitutionspolitik inhärent, der resistent ist gegenüber Veränderung aufgrund der eingebetteten Funktion des Habitus-Effektes und einer neo-kolonialistischen Neigung der Menschheit, über andere zu herrschen. Des Weiteren korreliert Gewalt stark mit der weiblichen Sexualität und vorbestimmten negativen Sexualitätserfahrungen durch primäre Bezugspersonen. Jedoch wird es als entscheidend erachtet Frauen für ihre Entscheidungen, wenn sie solche frei treffen konnten, verantwortlich zu halten um ungesunde Abhängigkeiten zu vermeiden und ihre emotionale Stabilität zu stärken. Um Frauen beim Ausstieg zu helfen und sie zu rehabilitieren, wenn sie das möchten, ist es entscheidend betreute Frauenhäuser, Ausbildungsprogramme, Traumatherapie und Jobalternativen zu institutionalisieren; die Bereitstellung dieser Rehabilitationshilfen ist allerdings nur beschränkt an die jeweilige nationale Prostitutionspolitik gebunden. Der fortwährende Zyklus von Angebot und Nachfrage der Prostitution hat seine Wurzeln in der unterschiedlichen weiblichen und männlichen Sexualität und ist an seinen Fortbestand gebunden, sollten die Probleme von Sexkäufern nicht für gültig erklärt werden in einer Weise, die vom Men-Bashing Abstand nimmt und Hilfestellungen für sie anbietet. Unter allen bekannten Prostitutionspolitiken unterstützt jeder Zugang eine Teilgruppe von Frauen, die eine andere Teilgruppe verletzt oder gegen sie arbeitet; die Wünsche von selbst-proklamierenden Sexarbeiterinnen stehen daher denen der gehandelten Frauen und denen, die aussteigen wollen, entgegen. Obwohl die schwedische Regierung zum Teil von radikalen Feministinnen in ihrer Anti-Prostitutionspolitik beeinflusst wurde, lässt sich ihre Entscheidung für das Kvinnofrid Gesetz weniger als Besorgnis um das Wohlergehen der Frauen deuten, denn als Selbstinteresse im Kampf um ein gender-neutrales Schweden.