Abstract (deu)
Ziel dieser Masterarbeit ist die Beschäftigung mit den Herrschaftsverhältnissen Klasse und Geschlecht. Die Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex ist von großer Relevanz, da Klasse, Geschlecht (und Migrationshintergrund) in ihrer Verschränkung, jedenfalls in Österreich, entscheidend als soziale Platzanweiser fungieren; dennoch gibt es in der derzeitigen deutschsprachigen Literatur nur vereinzelt Arbeiten, in denen Klassenzugehörigkeit und Geschlecht Fokus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sind. Das konkrete Forschungsinteresse dieser Arbeitet richtet sich auf die Frage, wie junge Frauen* (von 13 bis 17 Jahren) in Wien mit proletarischem Hintergrund sich gegenüber den sie benachteiligenden Herrschaftsverhältnissen Klasse und Geschlecht positionieren. Im Literaturteil wird mit Hilfe marxistischer und feministischer Ansätze sowie Bourdieus erweitertem Kapitalbegriff und seinem Habitus-Konzept der Funktionsweise dieser Herrschaftsverhältnisse auf struktureller und individueller (sowie symbolischer) Ebene nachgegangen. Außerdem wird erörtert, in welchem Verhältnis die unterschiedlichen Ebenen und Herrschaftsverhältnisse zueinander stehen.
Im Zuge der empirischen Untersuchung der Verknüpfung von Klasse und Geschlecht nahmen acht Jugendliche an zwei Gruppengesprächen teil, bei denen sie sich vorrangig über ihre Zukunftsperspektiven austauschten. In Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse wurden Analysekategorien gebildet und die Aussagen der Teilnehmerinnen* diesen zugeordnet sowie interpretiert. Es zeigte sich dabei, dass die jungen Frauen* nicht die patriarchal-bürgerlich-kapitalistisch Ordnung in Frage stellen oder sich dieser gegenüber bewusst positionieren, sondern dass sie vielmehr nach Strategien innerhalb der gegebenen Verhältnisse suchen. Diese Strategien fordern teils situativ und konkret stereotype Zuschreibungen entlang von Geschlecht heraus, teils sind ihre Aussagen jedoch – besonders hinsichtlich Klassenzugehörigkeit – auch konform mit den patriarchal-bürgerlichen Verhältnissen. Die jungen Frauen* scheinen sich dabei in einem Spannungsfeld zu bewegen, auf der einen Seite fordern sie Handlungsfähigkeit ein (Wunsch danach und Bestehen darauf, ein selbstbestimmtes Leben zu führen), auf der anderen Seite weisen sie eben diese Handlungsfähigkeit zurück beziehungsweise stellen sie diese angesichts einer Lebensrealität, die ihnen allzu oft keine Wahl zu lassen scheint, in Frage.