Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Darstellung von Gefangenschaft im Musiktheater und der Frage, ob diese Kunstform, die vielen in der heutigen Zeit als überholt gilt, Gefangenschaft schlüssig abzubilden vermag und gesellschaftsrelevante Aussagen über persönliche Freiheit und Grundrechte getroffen werden können.
Als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen wurden in der Oper im Laufe der Jahrhunderte die unterschiedlichen, historisch gewachsenen Arten von Freiheitsberaubung des Individuums thematisiert und verarbeitet. Einen großen Wendepunkt führten die Erfahrungen mit den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts herbei.
Analysiert werden zwei herausragende Opern des 20. Jahrhunderts, in denen Gefangenschaft das zentrale Handlungsthema darstellt: zum einen Luigi Dallapiccolas Il Prigioniero, zum anderen Dmitri Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk. Beide Werke sind eng verwoben mit den historischen und politischen Gegebenheiten ihrer jeweiligen Entstehungszeit. Obgleich sich die politischen Umstände im Italien der Kriegs- und Nachkriegszeit stark vom stalinistischen Russland unterscheiden, eint beide Komponisten die Tatsache, dass die behandelten Werke ein Kristallisationspunkt in ihren Biografien ist. Schostakowitsch wie auch Dallapiccola wollten ähnliche Aussagen auf musikalischer Ebene treffen, nur eben in einem anderen politischen Kontext und mit unterschiedlichen musikalischen Stilen und Mitteln.