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Title (deu)
Coram publico
zur strategischen Inszenierung öffentlicher Räume
Author
Xenia Kopf
Adviser
Brigitte Marschall
Assessor
Brigitte Marschall
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit geht von der Hypothese aus, dass der Öffentliche Raum ein idealtypischer, diskursiver Topos ist. Er verwirklicht sich erst durch konkrete Aneignungs- und Aushandlungsprozesse, und manifestiert sich in einer Vielzahl temporärer und mannigfaltiger öffentlicher Räume. Als eine mögliche Ausprägung solcher Prozesse werden hier inszenierte Ereignisse untersucht, die coram publico (‚in aller Öffentlichkeit, vor aller Augen’) stattfinden. Deren Ästhetik, Praxen und Strategien stehen im Zentrum der Analyse. Die Begriffe des Raums und des Öffentlichen als einzelne Teile der Begriffskombination haben im theaterwissenschaftlichen Kontext ganz spezifische Bedeutungen: So ist einerseits das Räumliche konstitutiv für theatrale Phänomene, andererseits erfüllt das Theater als soziales Teil-System stets auch öffentliche Funktionen für die Gesellschaft. Hier wird ein relational-prozessorientiertes Konzept öffentlicher Räume entworfen, das der weiteren Analyse dient. Mit Foucault können diese auch als diskursive Heterotopien gelesen werden können. Theaterwissenschaftliche Kernbegriffe – wie Theatralität, Performativität und Inszenierung – können umgekehrt zur Untersuchung öffentlich inszenierter Ereignisse beitragen: mit ihnen lassen sich historische und zeitgenössische Inszenierungen öffentlicher Räume fassen. So können künstlerische Inszenierungsstrategien, Strategien der Inszenierung von Opposition und Strategien der Inszenierung von Herrschaft differenziert werden. Die Ereignisse des 26. Oktober 2014 auf dem Wiener Heldenplatz, die hier als Fallbeispiel dienen, veranschaulichen die Ästhetik dieser Strategien: dem österreichischen Nationalfeiertag – geprägt u.a. von Repräsentation, Uniformierung und Affirmation – stehen die Aktionen des Projektes Domestic Extremist (daskunst) gegenüber, das sich u.a. durch Performativität, Individualisierung und dem Infragestellen von herrschender Ordnung und Meta-Narrativen auszeichnet. Soziale Machtstrukturen schlagen sich also deutlich in den angewandten Inszenierungsstrategien nieder, etwa in der unterschiedlichen Gewichtung von Semiotizität (Zeichenhaftigkeit) und Performativität der Ereignisse. Mindestens ebenso entscheidend ist aber auch die Rahmung des Wahrgenommenen durch die Rezipient_innen, und hier wirkt sich besonders die Markierung eines Ereignisses als ‚künstlerisch’ aus. In jedem Fall jedoch offenbaren sich Inszenierungen als Aneignungsprozesse, die öffentliche Räume im Sinne diskursiver Heterotopien verwirklichen. Dieses Konzept bietet sich anhand zahlreicher lokaler wie globaler Untersuchungsgegenstände für eine weitere Überprüfung an. Es kann so zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen Inszenierungsstrategien und öffentlichen Räumen beitragen.
Abstract (eng)
The present thesis is based on the assumption that the ‚Public Space’ is an idealized, discursive topos. It is only realised by concrete processes of appropriation and negotiation, and takes the form of multiple, temporary and varied public spaces. Staged events taking place coram publico (‚in the presence of the public’) are examined as one possible form of such processes. Their aesthetics, practices and strategies are the core objects of investigation. The notions ‚space’ and ‚public’ as separate parts of the compound have specific meanings in the context of theater studies: on the one hand, space is constitutive for theatrical phenomena; on the other hand, theater as a social subsystem always fulfills public functions for society. Here, a relational and process-oriented concept of public spaces is drafted, that is useful for further analysis. Using a term created by Michel Foucault, these can also be understood as discursive heterotopias. Vice versa, core notions of theater studies, like theatricality, performativity and staging, can serve for the examination of publicly staged events: they allow for the conceptualisation of historic and current stagings of public places. Thus, artistic strategies can be differentiated from strategies of staging political opposition as well as strategies of staging dominion. The events taking place at the Heldenplatz in Vienna on october 26th, 2014 serve as a case study and illustrate their aesthetics: the celebration of Austria’s National Day – marked by representation, uniformity and affirmation – is confronted with the intervention Domestic Extremist (by daskunst), featuring performativity, individualisation and the questioning of the established order and metanarratives. Social power structures therefore clearly reflect in the applied strategies of staging, e.g. in the different emphasis they put on either semioticity or performativity of the events. But just as decisive is the way in which the audience frames what it perceives, making the label ‚artistic’ crucial for differentiation. In any case, staged events reveal themselves as processes of appropriation, realising public spaces in the sense of discursive heterotopias. This concept lends itselft to further investigation via numerous local and global objects of investigation. It has the potential to improve the understanding of the interactions between strategies of staging and public spaces.
Keywords (eng)
stagingpublic spacespacepublicheterotopiastrategyeventcitytheatricalityperformativityartoppositionprotestdominionViennaHeldenplatznational daydomestic extremisttheatre in public space
Keywords (deu)
InszenierungÖffentlicher RaumRaumÖffentlichkeitHeterotopieStrategieEreignisStadtTheatralitätPerformativitätKunstOppositionProtestHerrschaftEventWienHeldenplatzNationalfeiertagDomestic ExtremistTheater im öffentlichen Raum
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1314147
rdau:P60550 (deu)
161 S. : Ill.
Number of pages
183
Members (1)
Title (deu)
Coram publico
zur strategischen Inszenierung öffentlicher Räume
Author
Xenia Kopf
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit geht von der Hypothese aus, dass der Öffentliche Raum ein idealtypischer, diskursiver Topos ist. Er verwirklicht sich erst durch konkrete Aneignungs- und Aushandlungsprozesse, und manifestiert sich in einer Vielzahl temporärer und mannigfaltiger öffentlicher Räume. Als eine mögliche Ausprägung solcher Prozesse werden hier inszenierte Ereignisse untersucht, die coram publico (‚in aller Öffentlichkeit, vor aller Augen’) stattfinden. Deren Ästhetik, Praxen und Strategien stehen im Zentrum der Analyse. Die Begriffe des Raums und des Öffentlichen als einzelne Teile der Begriffskombination haben im theaterwissenschaftlichen Kontext ganz spezifische Bedeutungen: So ist einerseits das Räumliche konstitutiv für theatrale Phänomene, andererseits erfüllt das Theater als soziales Teil-System stets auch öffentliche Funktionen für die Gesellschaft. Hier wird ein relational-prozessorientiertes Konzept öffentlicher Räume entworfen, das der weiteren Analyse dient. Mit Foucault können diese auch als diskursive Heterotopien gelesen werden können. Theaterwissenschaftliche Kernbegriffe – wie Theatralität, Performativität und Inszenierung – können umgekehrt zur Untersuchung öffentlich inszenierter Ereignisse beitragen: mit ihnen lassen sich historische und zeitgenössische Inszenierungen öffentlicher Räume fassen. So können künstlerische Inszenierungsstrategien, Strategien der Inszenierung von Opposition und Strategien der Inszenierung von Herrschaft differenziert werden. Die Ereignisse des 26. Oktober 2014 auf dem Wiener Heldenplatz, die hier als Fallbeispiel dienen, veranschaulichen die Ästhetik dieser Strategien: dem österreichischen Nationalfeiertag – geprägt u.a. von Repräsentation, Uniformierung und Affirmation – stehen die Aktionen des Projektes Domestic Extremist (daskunst) gegenüber, das sich u.a. durch Performativität, Individualisierung und dem Infragestellen von herrschender Ordnung und Meta-Narrativen auszeichnet. Soziale Machtstrukturen schlagen sich also deutlich in den angewandten Inszenierungsstrategien nieder, etwa in der unterschiedlichen Gewichtung von Semiotizität (Zeichenhaftigkeit) und Performativität der Ereignisse. Mindestens ebenso entscheidend ist aber auch die Rahmung des Wahrgenommenen durch die Rezipient_innen, und hier wirkt sich besonders die Markierung eines Ereignisses als ‚künstlerisch’ aus. In jedem Fall jedoch offenbaren sich Inszenierungen als Aneignungsprozesse, die öffentliche Räume im Sinne diskursiver Heterotopien verwirklichen. Dieses Konzept bietet sich anhand zahlreicher lokaler wie globaler Untersuchungsgegenstände für eine weitere Überprüfung an. Es kann so zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen Inszenierungsstrategien und öffentlichen Räumen beitragen.
Abstract (eng)
The present thesis is based on the assumption that the ‚Public Space’ is an idealized, discursive topos. It is only realised by concrete processes of appropriation and negotiation, and takes the form of multiple, temporary and varied public spaces. Staged events taking place coram publico (‚in the presence of the public’) are examined as one possible form of such processes. Their aesthetics, practices and strategies are the core objects of investigation. The notions ‚space’ and ‚public’ as separate parts of the compound have specific meanings in the context of theater studies: on the one hand, space is constitutive for theatrical phenomena; on the other hand, theater as a social subsystem always fulfills public functions for society. Here, a relational and process-oriented concept of public spaces is drafted, that is useful for further analysis. Using a term created by Michel Foucault, these can also be understood as discursive heterotopias. Vice versa, core notions of theater studies, like theatricality, performativity and staging, can serve for the examination of publicly staged events: they allow for the conceptualisation of historic and current stagings of public places. Thus, artistic strategies can be differentiated from strategies of staging political opposition as well as strategies of staging dominion. The events taking place at the Heldenplatz in Vienna on october 26th, 2014 serve as a case study and illustrate their aesthetics: the celebration of Austria’s National Day – marked by representation, uniformity and affirmation – is confronted with the intervention Domestic Extremist (by daskunst), featuring performativity, individualisation and the questioning of the established order and metanarratives. Social power structures therefore clearly reflect in the applied strategies of staging, e.g. in the different emphasis they put on either semioticity or performativity of the events. But just as decisive is the way in which the audience frames what it perceives, making the label ‚artistic’ crucial for differentiation. In any case, staged events reveal themselves as processes of appropriation, realising public spaces in the sense of discursive heterotopias. This concept lends itselft to further investigation via numerous local and global objects of investigation. It has the potential to improve the understanding of the interactions between strategies of staging and public spaces.
Keywords (eng)
stagingpublic spacespacepublicheterotopiastrategyeventcitytheatricalityperformativityartoppositionprotestdominionViennaHeldenplatznational daydomestic extremisttheatre in public space
Keywords (deu)
InszenierungÖffentlicher RaumRaumÖffentlichkeitHeterotopieStrategieEreignisStadtTheatralitätPerformativitätKunstOppositionProtestHerrschaftEventWienHeldenplatzNationalfeiertagDomestic ExtremistTheater im öffentlichen Raum
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1314148
Number of pages
183