Abstract (deu)
In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich ein vermehrtes Forschungsinteresse den Bedeutungen und Konsequenzen des Übergangs zur Vaterschaft. Dabei verweisen zurückliegende und aktuellere empirische Studien auf einen engen Zusammenhang zwischen hormoneller Ebene und jener des Verhaltens. Es stellte sich heraus, dass Testosteron in der Vergangenheit fälschlicherweise mit Maskulinität assoziiert wurde und infolgedessen kaum im Kontext der Elternschaft gedacht wurde. Im Übergang zur Vaterschaft erfahren die Männer einen drastischen Abfall des Testosterons. Aktuellere Befunde belegen aber eine enge Verbindung zwischen einem niedrigen Testosteron-Level und spezifisch für soziale Bindungen wichtigen, pflegenden, warmen und unterstützenden Verhaltensweisen, die sich sowohl in Partnerschaften als auch in der Vater-Kind-Dyade manifestieren und für das Erreichen einer sicheren Bindung essentiell sind. Die vorliegende Arbeit untersucht im Rahmen der CENOF Vaterschaftsstudie, bei welcher sich sechs Partneruniversitäten im zentraleuropäischen Raum beteiligen, den Einfluss von Testosteron auf die Vater-Kind-Bindung. Dabei wurde eine signifikant negative Korrelation zwischen dem Globalwert des AQS und dem Testosteronwerten beobachtet. Neben diesen interessanten Ergebnissen zeigte sich auch bei den Vätern, die sicher gebundene Kinder hatten, ein größerer Abfall des täglichen Testosterons, wenn diese am Tag der Messung mehr Zeit miteinander verbrachten. Bei den subjektiv eingeschätzten väterlichen Verhaltensweisen kann jedoch kein statistischer Zusammenhang berichtet werden. Die Ergebnisse verweisen letztendlich darauf, dass sich zukünftige entwicklungspsychologische und endokrinologische Forschungsvorhaben nicht nur an den etablierten Hormonen wie Oxytocin und Vasopressin zur Erklärung von Elternschaft orientieren, sondern auch das Sexualhormon Testosteron für Erklärungsversuche in den Fokus rücken sollten.