Abstract (deu)
Die Perspektive von Jugendzentrums-Nutzer_innen kann interessante Einblicke in die Funktionsweisen von Herkunft und Klasse bieten. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Jugendliche zur Zusammensetzung von Teams in der offenen Jugendarbeit positionieren. Es wird gezeigt, mit welchen Argumentationsweisen sie ihre Perspektiven auf die Bedeutung von Herkunft und Klasse in der Teamzusammensetzung erklären. Dies geschieht anhand von offenen, leitfaden-orientierten Interviews mit elf Jugendlichen aus drei wiener Jugendzentren/Jugendtreffs. Im ersten Teil der Arbeit werden die Ziele und Prinzipien der offenen Jugendarbeit in Wien vorgestellt und die Analysekategorien Herkunft und Klasse theoretisch eingebettet. Dabei wird insbesondere auf praxisbezogene Literatur aus den Kontexten deutschsprachiger feministischer Mädchen_arbeit, antirassistischer/interkultureller Jugendarbeit, kritischer Bildungsarbeit sowie aus der (intersektionalen) Sozialarbeitsforschung zurückgegriffen. Im zweiten Teil der Arbeit werden Auswertungsergebnisse der Interviews zu Fragen von Klasse und Herkunft vorgestellt. Hier geht es um die Bedeutung von Sozialisationserfahrungen, Transkulturalität, Mehrsprachigkeit, Deutschkenntnissen, Sprachgebrauch sowie um Erscheinungsbild, Charakter und formelle sowie informelle Bildungserfahrungen von Jugendarbeiter_innen. Besonders interessant sind dabei beispielsweise die Aussagen von Jugendlichen, die erklären, warum es von Vorteil sein kann, wenn Jugendarbeiter_innen in ihren Teenager-Jahren eine Hauptschule (und nicht etwa ein Gymnasium) besucht haben. Bemerkenswert sind außerdem die Argumentationsweisen der Jugendlichen, die sich gegen Jugendarbeiter_innen aussprechen, die aus dem gleichen Herkunftsland stammen wie sie selbst. Es wird deutlich, dass die herkunfts- und klassenspezifischen Erfahrungen, Perspektiven und Ausdrucksformen von Jugendarbeiter_innen aus der Perspektive der Jugendlichen einen maßgeblichen Einfluss auf den Alltag in Jugendzentren haben. In dieser Arbeit finden sich folglich zahlreiche anschauliche Begründungen dafür, warum transkulturelle und multiprofessionelle Teams im Interesse von Jugendzentrums-Nutzer_innen sein können.