Abstract (deu)
Die Arbeit nähert sich einem Thema, das im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils zwar große Aufmerksamkeit erlangte, in den letzten Jahren in der theologischen Forschung jedoch wieder weniger Widerhall gefunden hat – der Frage des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen und seines Verhältnisses zum besonderen Priestertum, in das man durch die Weihe von Jesus Christus berufen wird.
In einem ersten Hauptteil wird der Weg, den diese Lehre genommen hat, nachgezeichnet. Ausgehend von einer Analyse der Situation am Ende des 19. Jahrhunderts steht zunächst die Aufbruchbewegung und das Entstehen einer neuen Theologie des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen bis zum Vorabend des Konzils im Vordergrund, um schließlich einen Blick auf die Entwicklung vom vorbereiteten Schema „De Ecclesia“ zur dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ zu werfen. Diese bringt die Diskussionen in der Nr. 10 zu einem Abschluss und Höhepunkt, indem sie feststellt, dass es sich beim Verhältnis des besonderen zum gemeinsamen Priestertum um eine Unterscheidung „zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach“ handelt.
Der zweite Hauptteil widmet sich der nachkonziliaren Rezeption des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen. Exemplarisch werden dazu vier Autoren – Walter Kardinal Kasper, Gisbert Greshake, Joseph Kardinal Ratzinger und Karl-Heinz Menke – zunächst in den Grundzügen ihres Denkens und schließlich genauer im Hinblick auf ihre Sichtweise zum gemeinsamen Priestertum und seines Verhältnisses zum besonderen Priestertum vorgestellt. Die Reihenfolge der Autoren entspricht hierbei dem Versuch einer inhaltlichen Gliederung der Ansätze entsprechend des Zugangs von einem funktional (Kasper) bis zu einem sakramental (Menke) orientierten Ansatz. Eine abschließende Zusammenfassung und kritische Rückfrage greift die jeweiligen Positionen auf, bringt sie ins Gespräch und weist auf mögliche problematische Engführungen hin.
Der letzte Teil der Arbeit soll das Themenfeld auf zukünftige Forschungen hin öffnen. So werden zunächst vier Grundpfeiler für eine neue Theologie des gemeinsamen Priestertums identifiziert und schließlich ausgehend von diesen eine neue Verhältnisbestimmung des gemeinsamen und besonderen Priestertums versucht. Ein praktisches Beispiel zu einer ganzheitlichen Umsetzung des neuen Miteinanders bietet der Hirtenbrief zum Diözesanprozess „Apostelgeschichte 2010“ von Christoph Kardinal Schönborn in der Erzdiözese Wien, der zugleich den Abschluss der Arbeit bildet.