Abstract (deu)
Sogenannte „Freestyle-Sportarten“ sind aus dem heutigen Sportbereich nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Personen lehnen traditionelle Sportarten und deren organisatorischen Strukturen ab und drücken ihre Individualität in einer pluralisierten Gesellschaft durch verschiedenste, von Normen, Vorgaben und Leistungsdruck größtenteils befreite Bewegungskünste aus.
Die Arbeit setzt sich zum Ziel zwei solcher Sportarten gegenüberzustellen und etwaige Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen. Skateboarding auf der einen Seite, eine in den 1960er Jahren entstandene, aus Amerika kommende Sportart; sowie Parkour & Freerunning auf der anderen Seite, eine für militärische Zwecke konzipierte Bewegungsform, die ihre urbanen Anfänge in den Vororten Paris‘ gemacht hat, werden gegenübergestellt. Es handelt sich in beiden Fällen um Bewegungskulturen, deren sportliche Ausübung weit über das eigentliche Sporttreiben im traditionellen Sinne hinausgeht. Die Bewegungsform kann als individueller Ausdruck und zentrales Element eines Lebensstiles bezeichnet werden. Die Ausübenden sind in einem „urbanen Raumspiel“ stets auf der Suche nach neuen Orten, die auf Möglichkeiten für Tricks und Bewegungen untersucht werden. Vor Ort beginnt eine spielerische Zweckentfremdung dieser sogenannten „Spots“, wo alltägliche Gegenstände zu Mitspielern ihrer Bewegungspraxis werden.
Mittels qualitativer Leitfadeninterviews wurden aus beiden Sportarten Ausübende in sehr ähnlicher Art und Weise über bestimmte Themen befragt. Anschließend wurden ihre Antworten in einer vertikalen und horizontalen Analyse verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass der soziale Kontakt der Ausübenden untereinander einen äußerst wichtigen Faktor darstellt. Gemeinsamkeiten konnten auch in Bezug auf die Erlernung neuer Bewegungen und Tricks gemacht werden. Ähnliche Antworten ergaben ebenfalls die als kontrovers zu betrachtende Thematik von Wettkämpfen und Contests, wo in beiden Fällen medial präsente und gewinnorientierte „Spektakel“ eher auf Ablehnung stoßen. Auch beim Thema Faszination und der individuellen Bedeutung konnten ähnliche Ansätze ermittelt werden, vor allem im Bereich der Grenzerfahrung und des Kennenlernens des eigenen Körpers und dessen Fähigkeiten.
Ebenso wurden unterschiedliche Ansichten von den Ausübenden getätigt. Im Bereich der Wahrnehmung der sporteigenen Community kam es beispielsweise zu deutlichen Differenzen. Parkour & Freerunning scheint demnach offener, familiärer, Skateboarding hingegen elitärer, weniger gut vernetzt und regional eher beschränkt. Neben dem Ort der Ausführung kam es ebenfalls in der Kategorie Ansehen und Bedeutung der Sportart für Außenstehende zu unterschiedlichen Auffassungen.
Der Verdacht, dass es bei zwei in vielerlei Hinsicht doch unterschiedlichen Sportarten oftmals zu ähnlichen Ansichten kommt, scheint sich im Zuge dieser Befragung und deren Auswertung grundsätzlich bestätigt zu haben. Nichtsdestotrotz sollte für eine weitere wissenschaftliche Befassung eine quantitative Untersuchung herangezogen werden, um die gewonnenen Ergebnisse zu überprüfen.