Abstract (deu)
Diese Arbeit untersucht, welches Verständnis von Sicherheit im öffentlichen Raum in der Stadtplanung des Fallbeispiels Wien vorherrscht. Anhand dieses Diskurses wird gezeigt, welche Machtverhältnisse im Allgemeinen und welche Geschlechterverhältnisse im Besonderen darin reproduziert werden. Sicherheit im öffentlichen Raum ist ein zentrales Element in derzeitigen neoliberalen Stadtplanungspolitiken. Über den Anspruch geschlechtergerechter Planung erhält Sicherheit Eingang in die Stadtplanung, da Unsicherheit im urbanen Raum als Problem verhandelt wird, das hauptsächlich Frauen betrifft. Außerdem werden Kontrolltechniken wie Überwachung und Repression im öffentlichen Raum angewendet, um gegen abweichende Nutzer_innen vorzugehen. Es besteht die Tendenz, den Sicherheitsbegriff zu verwischen und Sicherheit synonym für Sauberkeit und Ordnung zu verwenden. Unordnung und Verschmutzung im öffentlichen Raum werden als Sicherheitsthemen dargestellt, das äußere Erscheinungsbild eines Raumes stellvertretend für dessen Sicherheit. Diese Arbeit analysiert mithilfe der Methoden Diskursanalyse und Expert_inneninterviews, wie Sicherheit in Planungsdokumenten der Stadt Wien konzipiert wird. Die Expert_innen äußerten dabei ein differenzierteres Bild von Sicherheit und wie dieses mit Geschlecht und räumlicher Marginalisierung in Zusammenhang steht. Die Ergebnisse führen schließlich zu der Schlussfolgerung, dass in dem Diskurs über Sicherheit im öffentlichen Raum ein binäres Geschlechterkonzept widergespiegelt wird, das auf essentialistischen Annahmen über Frauen und Männer beruht. Des Weiteren argumentiert diese Arbeit, dass Sicherheitsdebatten in der Stadtplanung auf einer vergeschlechtlichten Idee über Beschützer und Beschützte fußen sowie auf einem Bild von marginalisierten Gruppen als normabweichend, dem gesellschaftliche Strukturkategorien wie Geschlecht, race und Klasse eingeschrieben sind. Schließlich wird argumentiert, dass Stadtplanung von stereotypen Darstellungen von ängstlichen Frauen und furchtlosen Männern abrücken muss, um gleichberechtigten Zugang zu öffentlichem Raum zu ermöglichen und Erfahrungen mit Sicherheit, die von den dominanten Narrativen abweichen, thematisieren zu können.