Abstract (deu)
Der Titel der vorliegenden Dissertation lautet „Der schädliche Effekt von Vorerfahrungen auf ökonomisches Verhalten“. Die vorliegende Dissertation besteht aus zwei publizierten Fachartikeln und einem zur Begutachtung eingereichten Manuskript, welche den negativen Einfluss von Vorerfahrungen in einigen ökonomischen Verhaltensbereichen aufzeigen.
Das zentrale Ergebnis lautet, dass das Unvermögen über ein in der Vergangenheit eingetretenes Ereignis hinwegzusehen, Personen zu verschiedenen Formen von eigennützigem Verhalten führt. Diese Verhaltensweisen umfassen eine systematisch fehlerbehaftete (biased) Erinnerung und Interpretation der Vergangenheit, eine Bemühung um Kompensation und sogar Vergeltungsmaßnahmen gegen Übeltäter. In einigen Fällen werden diese Verhaltensweisen durch Schutzbehauptungen gerechtfertigt. Daraus resultieren Risse zwischen Parteien und größere monetäre sowie psychologische Kosten für alle involvierten Personen.
Die erste Publikation präsentiert Ergebnisse einer Onlinebefragung, welche die negativen Effekte von vergangenen, unbezahlten Krediten auf die persönliche Beziehung zwischen Schuldner und Kreditgeber aufzeigt. Dabei konnte bei beiden Parteien eine eigennützige Erinnerung an die Leihfrist beobachtet werden. Das zentrale Ergebnis der Studie lautet, dass Schuldner von unbezahlten Krediten den negativen Einfluss ihres Vergehens auf die persönliche Beziehung zu ihren Kreditgebern bestreiten.
Die zweite Publikation berichtet Ergebnisse zu zwei Experimenten, welche aufzeigen, dass geteilte, asymmetrische Vorerfahrung zwischen zwei verhandelnden Parteien die Wahrscheinlichkeit von teuren Sackgassen erhöht. Die Asymmetrie der Vorerfahrung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Partei vor der eigentlichen Verhandlungssituation auf Kosten der anderen Partei finanziell profitiert. Dem Ergebnis liegt zugrunde, dass die ursprünglich benachteiligte Partei darauf beharrt, in der folgenden Verhandlungssituation kompensiert zu werden. Allerdings wird diese Forderung von der bevorteilten Partei zurückgewiesen.
Die dritte Studie, welche zur Publikation eingereicht wurde, untersucht in welcher Form finanzielle Ehrlichkeit mit einer dritten Person durch die kollektive Vorerfahrung distributiver Ungerechtigkeit in einer Gruppe beeinflusst wird. Die Ergebnisse zeigen, dass nach der Ungerechtigkeitserfahrung eine finanzielle Kompensation auch bei einer dritten, unabhängigen Person gesucht wird. Dieses Verhalten wird durch fehlerhafte Erwartungen über das Verhalten anderer Personen befeuert. Darüber hinaus sind ungerecht behandelte Personen bereit ihre Ehrlichkeit noch weiter zu senken, wenn dies die Person finanziell schädigt, die zuvor die distributive Ungerechtigkeit verursacht hat.
Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation unterstützen die sprichwörtliche Weisheit, dass man die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen sollte. Es scheint, dass das Verweilen in der Vergangenheit eine Rehabilitation verhindert und zu fruchtbarem Boden für Ersatzforderung sowie einer eigennützigen Auslegung der Vergangenheit führt.