Abstract (deu)
Angesichts der weltweit kontinuierlich hohen Prävalenz und der relativ hohen Mortalität des kolorektalen Karzinoms (KRK) besteht ein großes Interesse, potentielle klinische Biomarker festzustellen, um Hochrisikogruppen für KRK zu identifizieren und folglich den Großteil der Bevölkerung vor einer Koloskopie zu verschonen.
Telomere bestehen aus hoch konservierten Strukturen von Nukleoproteinen, die die Enden der Chromosomen verdecken und verantwortlich für die Erhaltung der Genomstabilität sind, um den Abbau und die Verschmelzung der Chromosomenenden zu verhindern. Es ist weitgehend anerkannt, dass die fortschreitende Verkürzung der Telomere zur genomischen Instabilität beiträgt und wesentlich in den Prozess der Karzinogenese involviert ist. Die Telomerlänge wird durch die humane Telomerase Reverse Transkriptase (hTERT) aufrechterhalten, deren genetische Variationen können möglicherweise die hTERT-Aktivität beeinflussen.
Die vorliegende Masterarbeit ermittelte die Funktionalität von MNS16A, einem „Tandem Repeat“ Minisatellit, der „downstream“ des hTERT Gens in einer putativen Promotorregion des Antisense-RNA Transkripts von hTERT liegt. Da bisherige Untersuchungen unserer molekularepidemiologischen Forschungsgruppe zwei neue MNS16A Varianten identifiziert hatten, wurde nun die Promotoraktivität aller sechs bekannten MNS16A „variable number of tandem repeats“ (VNTRs) in den Kolorektalkarzinom-Zelllinien SW480 und HCT-116 untersucht. Es konnte eine inverse Korrelation zwischen Promotoraktivität und der Anzahl der Tandemwiederholungen gezeigt werden, obwohl Zelllinie HCT-116 ein wesentlich niedrigeres generelles Expressionslevel aufwies. Es bedarf weiterer epidemiologischer Krebsstudien, welche tumortyp- und gewebsspezifische Funktionalität als auch Bindungsstellen für Transkriptionsfaktoren und MNS16A VNTR Länge berücksichtigen, um das Potential der MNS16A Genotypen als Biomarker für Krebsanfälligkeit zu verifizieren.
Im zweiten Teil dieser Arbeit wurde die relative Telomerlänge in Leukozyten des peripheren Blutes (PBL) innerhalb der kolorektalen Krebsstudie von Österreich (CORSA) gemessen, wobei 384 KRK-Fälle als auch 544 Hochrisikoadenome, 537 Niedrigrisikoadenom-Patienten und 546 adenomfreie Kontrollen eingeschlossen wurden, welche alle alters- und geschlechtsangepasst waren. Da vorherige Studien widersprüchliche Assoziationen zwischen KRK und PBL Telomerlänge als potentiellen Biomarker gefunden hatten, umfasste diese
Arbeit zusätzlich prämaligne Vorstufen, um das gesamte Spektrum der putativen KRK Entwicklung zu reflektieren.
Telomere bei Patienten mit KRK waren signifikant länger als bei Kontrollpatienten (P-Wert = 3.61x10-6). Es konnten keine signifikanten Unterschiede weder für Hochriskoadenom-Patienten (P-Wert = 0.05956) noch für Niedrigriskoadenom-Patienten (P-Wert = 0.05224) festgestellt werden. Eine altersabhängige Verkürzung der Telomere war über die gesamte Studienpopulation hinweg prävalent, obwohl eine Abnahme bei Frauen und Rauchern verstärkt vorlag. Da eine statistisch signifikante Assoziation längerer Telomere bei Patienten mit KRK verglichen mit adenomfreien Kontrollen gefunden wurde, könnte die Telomerlänge in PBL zukünftig als klinischer Biomarker für KRK angewandt werden. Es sind jedoch weitere große Studien notwendig, welche ebenfalls kolorektale Adenome einschließen, um diese Ergebnisse zu bestätigen.