Abstract (deu)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit einer besonderen Form des Doktorats, dem Professional Doctorate und mit einer besonderen Gruppe von Berufen, die im englischen Sprachraum als Professions bezeichnet werden. Dass auch andere Berufsgruppen nach dem Status einer Profession streben bzw. dass Professions Vorbildwirkung für andere Berufsgruppen haben können, wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachtet und spätestens ab Mitte der 1970er Jahre erforscht (Professionalisierung, Professional Project). Da die bisherige Forschung nur wenige Bezüge zwischen Professions, Professionalisierung und dem Professional Doctorate erfasst hat, widmet sich diese Arbeit der Analyse und Interpretation solcher Zusammenhänge.
Im Einzelnen werden folgende Aspekte behandelt:
Der Zusammenhang zwischen Professions, Professionalisierung und dem Professional Doctorate in Verbindung mit der Frage, welche Bedeutung Professional Doctorates für die Professionalisierungs¬prozesse einzelner Berufsgruppen und für anerkannte Professions haben können.
Die Frage, inwieweit speziellere Theoriebildungen aus dem Umfeld der Professionsforschung (Credentialism, Credential Inflation, Signaling) zum Verständnis des Phänomens Professional Doctorate beitragen können.
Die Frage, welche Bedeutung das Professional Doctorate für die Professionalisierung einzelner ExpertInnen hat – eine jüngere Entwicklung, welche die soziologische und historische Forschung in Zusammenhang mit Professions und Professionalisierung diskutiert hat.
Die Frage, inwieweit auch ein Doctor of Philosophy (Ph.D.) als Professional Doctorate im Kontext einer Academic Profession verstanden werden könnte.
Da das Professional Doctorate nur eine spezifische Ausprägung des Doktorats neben vielen anderen darstellt und eine Abgrenzung zu anderen akademischen Graden und Titeln mitunter schwierig ist, werden zu Beginn der Arbeit Komponenten, Merkmale und Typen von Doktoraten vorgestellt.
Gewählt wurden als Schwerpunkte der Untersuchung Kanada (1880 – 1914), England (1990 – heute) sowie die USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Kanada wurde ausgewählt, da dort im untersuchten Zeitraum erstmals Doktorate mit einer eigenständigen Forschungskomponente eingeführt wurden und Fakultätsmitglieder zunehmend Doktorate führten.
England wurde ausgewählt, weil hier erstmals ab 1990 Professional Doctorates eingeführt wurden und bis heute eine starke Ausweitung des Angebots an Professional Doctorates neben einer relativ großen Zahl anderer Doktoratstypen zu verzeichnen ist. Es weist zudem ein zwar sehr komplexes, jedoch gleichzeitig sehr offenes System der Anerkennung von Berufsgruppen als Professions auf.
In den USA hat sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine Academic Profession gebildet und der Doctor of Philosophy (Ph.D.) ist zur Voraussetzung für eine Karriere im akademischen Bereich geworden.