Abstract (deu)
Die Studie untersucht die Geschichte des Wiener Zisterzienserinnenkloster St. Maria bei St. Niklas vom Herrschaftsantritt der Habsburger Herzöge 1276 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen die verwandtschaftlichen, ökonomischen und geistlichen Beziehungen zum weltlichen Umfeld der Nonnen, d.h. zu deren Stiftern und Stifterinnen, sowie die klösterliche Ökonomie. Das St. Niklas betreffende Quellenmaterial, das hauptsächlich Urkunden umfasst, verdeutlicht, dass eine große Mehrheit der belegbaren Konventualinnen aus den bürgerlichen Eliten Wiens, also Kaufleute- und Handwerkerfamilien, kam, die als Träger- und Rekrutierungsgruppen fungierten. Vertreter dieser Gruppen richteten in St. Niklas Stiftungen ein, welche ihr Seelenheil sowie die Versorgung ihrer als Nonnen im Kloster lebenden Verwandten sicherstellen sollten. Überdies unterhielten auch wichtige lokale Adelsfamilien Beziehungen zu St. Niklas, die schon Teil des Gefolges der späten Babenberger Herzöge und auch Förderer von Heiligenkreuz, des Mutterklosters von St. Niklas waren. Hingegen lassen sich nur wenige Kontakte des Klosters zur Habsburgerfamilie und deren wichtigsten Unterstützern belegen, die sich in erster Linie der Förderung von Bettelsordenskonventen – wie etwa der Klarissen und Minoriten – zuwandten. Außerdem baute die Zisterze St. Niklas weniger durch Stiftungsgüter als vielmehr durch eine gezielte Erwerbsstrategie von Gütern und Zinsleistungen eine ausgedehnte Grundherrschaft und Wirtschaft auf, für die eine kleinteilig und komplex organisierte Verwaltung zuständig war. Die Besitzungen konzentrierten sich vor allem auf das städtische Umland, das Wiener Becken und den nordöstlichen Teil des Herzogtums. Durch die Involvierung in den städtischen Renten- und Immobilienmarkt und die Partizipation am Fleisch- und Salzhandel eröffneten sich den Nonnen wiederum zahlreiche Kontakte zu städtischen Gruppen und Institutionen. Die Mikrostudie will durch die Verbindung traditioneller Ansätze der Landesgeschichte mit neueren der vergleichenden Ordensgeschichte zur Re-Lektüre mittelalterlicher Quellen anregen, um die vielfältigen Überlappungen von und Interaktionen in monastischen, höfischen und städtischen Räume erfassen zu können.