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Title (deu)
Mit Hut, Korsett und Bombe
die britischen Suffragetten im Spiegel von TV- und Kinoproduktionen des 21. Jahrhunderts
Author
Eva Maria Rathensteiner
Adviser
Johanna Gehmacher
Assessor
Johanna Gehmacher
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Fragestellung, weshalb die radikale britische Frauenrechtsbewegung der Suffragetten in den letzten zwei Jahrzehnten vermehrt Thema populärkultureller Formate ist und die Figur der militanten Wahlrechtskämpferin häufiger Einzug in Film und Fernsehen gefunden hat. Suffragetten haben Bilder produziert, die in gegenwärtigen Medienformaten transportiert werden. Dies soll anhand einer Analyse von zwei Spielfilmen und einer Fernsehserie herausgefunden werden. Helmut Kortes Einführung in die systematische Filmanalyse sowie einzelne Aspekte der feministischen Filmtheorie wie Laura Mulveys Reflexionen zur Skopophilie bilden die methodologische Basis. Zudem finden aktuelle Medientests zur Analyse des feministischen Potentials der ausgewählten Filmbeispiele – Bechdel-Wallace-Test und Mako-Mori-Test – ihre Anwendung. Politische Mitbestimmung in Form des Wahlrechts ist im 21. Jahrhundert (zumindest in Europa) eine Selbstverständlichkeit. Die Geschlechtergleichberechtigung vor der Urne ist allerdings das Ergebnis lange währender Bemühungen von Frauen, die zum Teil schon im 19. Jahrhundert ihren Ausgangspunkt haben. Obwohl der Kampf der britischen Women‘s Social and Political Union (WSPU) und ihrer charismatischen Führerin Emmeline Pankhurst schon rund hundert Jahre zurückliegt, hat er auch heute seinen Platz im kollektiven Gedächtnis der westlichen Kultur und Geschichte. Der erste Teil der Arbeit wirft in einem historischen Abriss verschiedene Perspektiven auf die Entwicklung der radikalen Frauenwahlrechtsbewegung. Zu den militanten Praktiken der WSPU gehörten anfangs Störaktionen von politischen Veranstaltungen. In den Blickpunkt der Öffentlichkeit schafften es vor allem spätere Aktionen, die von vermehrtem Einsatz und steigender Gewalt geprägt waren, wie das Einschlagen von Fensterscheiben, das Kappen von Telefonleitungen, Säureangriffe auf Golfplätze und Briefkästen, Zerstörung von Kunstwerken bis hin zum Bombenanschlag auf das Privathaus eines hohen Politikers. Politik und Polizei setzten den militanten Frauen Spionagemethoden und Gefängnisstrafen entgegen, die Taktik des Hungerstreiks wurde mit Zwangsernährung bekämpft. Die mit einer Corporate Identity – zu erkennen etwa an der Trikolore Grün, Violett und Weiß – ausgestattete WSPU kämpfte allerdings weiter. Dieser Kampf und seine zum Großteil weiblichen Figuren werden im 21. Jahrhundert wieder vermehrt in populärkulturellen Werken verarbeitet. Die folgenden drei Kapitel beinhalten die Analyse der Film- und Serienquellen. In der Liebeskomödie In guten Händen erweist sich Charlotte Dalrymple als ahistorische Kämpferin, die ihrer Zeit voraus ist. Sie tritt den Beweis an, dass Frauen, die sich lautstark für ihre Rechte einsetzen, nicht hysterisch sind, und darf sich in einen Arzt verlieben, den sie zu mehr sozialem Engagement bekehrt und von dem sie zu einer Paarbeziehung bekehrt wird. In der Mini-Serie Parade’s End nimmt die Suffragette Valentine Wannop die Position des love interests in einer Dreiecksgeschichte ein. Ihr Porträt orientiert sich in der Einbettung von Aktionen der Frauenwahlrechtskämpferinnen zwar stärker an der Aufarbeitung realer Ereignisse, Valentine verbleibt aber ambivalent, ordnet sich schlussendlich wie Charlotte den Normen einer Paarbeziehung unter. Eine Stilisierung der Kämpferinnen für das Stimmrecht zu Heldinnen zeigt sich im Drama Suffragette-Taten statt Worte. In der Schlussbetrachtung richtet sich der Blick zunächst auf die mannigfaltigen Gründe, weshalb die britische Wahlrechtsbewegung der Suffragetten in der Gegenwart an Aktualität gewonnen hat. Die Einzigartigkeit der radikalen Aktionen der Frauen, die Konjunktur historischer Jubiläen, neue Frauenpower in der Filmwelt und ein damit verbundener Trend zu sogenannten Frauenthemen werden als mögliche Motive diskutiert. Die Arbeit schließt mit einem ambivalenten Fazit, was die Rezeption der historischen Figur der Suffragette betrifft. Starke Frauen vor und hinter der Kamera legen einen positiven Blick auf die Kämpferinnen und ein gesteigertes Interesse nahe. Die FilmemacherInnen konstruieren allerdings divergierende Bilder, die einerseits die historisch belegte, opferbereite, kämpferische Aktivistin zeigen, andererseits aber auch deren abgeschwächte Form, die von der Rollenpositionierung als love interest beeinflusst wird. Die analysierten Beispiele greifen zum Teil auf historische Bilder zurück, reproduzieren sie und schaffen neue für das 21. Jahrhundert.
Keywords (eng)
suffragetteswoman suffrageUKmilitancySuffragetteHysteriaParade's Endfilm analysis
Keywords (deu)
SuffragettenFrauenwahlrechtGroßbritannienMilitanzSuffragetteIn guten HändenParade's EndFilmanalyse
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1344386
rdau:P60550 (deu)
130 Seiten
Number of pages
134
Members (1)
Title (deu)
Mit Hut, Korsett und Bombe
die britischen Suffragetten im Spiegel von TV- und Kinoproduktionen des 21. Jahrhunderts
Author
Eva Maria Rathensteiner
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Fragestellung, weshalb die radikale britische Frauenrechtsbewegung der Suffragetten in den letzten zwei Jahrzehnten vermehrt Thema populärkultureller Formate ist und die Figur der militanten Wahlrechtskämpferin häufiger Einzug in Film und Fernsehen gefunden hat. Suffragetten haben Bilder produziert, die in gegenwärtigen Medienformaten transportiert werden. Dies soll anhand einer Analyse von zwei Spielfilmen und einer Fernsehserie herausgefunden werden. Helmut Kortes Einführung in die systematische Filmanalyse sowie einzelne Aspekte der feministischen Filmtheorie wie Laura Mulveys Reflexionen zur Skopophilie bilden die methodologische Basis. Zudem finden aktuelle Medientests zur Analyse des feministischen Potentials der ausgewählten Filmbeispiele – Bechdel-Wallace-Test und Mako-Mori-Test – ihre Anwendung. Politische Mitbestimmung in Form des Wahlrechts ist im 21. Jahrhundert (zumindest in Europa) eine Selbstverständlichkeit. Die Geschlechtergleichberechtigung vor der Urne ist allerdings das Ergebnis lange währender Bemühungen von Frauen, die zum Teil schon im 19. Jahrhundert ihren Ausgangspunkt haben. Obwohl der Kampf der britischen Women‘s Social and Political Union (WSPU) und ihrer charismatischen Führerin Emmeline Pankhurst schon rund hundert Jahre zurückliegt, hat er auch heute seinen Platz im kollektiven Gedächtnis der westlichen Kultur und Geschichte. Der erste Teil der Arbeit wirft in einem historischen Abriss verschiedene Perspektiven auf die Entwicklung der radikalen Frauenwahlrechtsbewegung. Zu den militanten Praktiken der WSPU gehörten anfangs Störaktionen von politischen Veranstaltungen. In den Blickpunkt der Öffentlichkeit schafften es vor allem spätere Aktionen, die von vermehrtem Einsatz und steigender Gewalt geprägt waren, wie das Einschlagen von Fensterscheiben, das Kappen von Telefonleitungen, Säureangriffe auf Golfplätze und Briefkästen, Zerstörung von Kunstwerken bis hin zum Bombenanschlag auf das Privathaus eines hohen Politikers. Politik und Polizei setzten den militanten Frauen Spionagemethoden und Gefängnisstrafen entgegen, die Taktik des Hungerstreiks wurde mit Zwangsernährung bekämpft. Die mit einer Corporate Identity – zu erkennen etwa an der Trikolore Grün, Violett und Weiß – ausgestattete WSPU kämpfte allerdings weiter. Dieser Kampf und seine zum Großteil weiblichen Figuren werden im 21. Jahrhundert wieder vermehrt in populärkulturellen Werken verarbeitet. Die folgenden drei Kapitel beinhalten die Analyse der Film- und Serienquellen. In der Liebeskomödie In guten Händen erweist sich Charlotte Dalrymple als ahistorische Kämpferin, die ihrer Zeit voraus ist. Sie tritt den Beweis an, dass Frauen, die sich lautstark für ihre Rechte einsetzen, nicht hysterisch sind, und darf sich in einen Arzt verlieben, den sie zu mehr sozialem Engagement bekehrt und von dem sie zu einer Paarbeziehung bekehrt wird. In der Mini-Serie Parade’s End nimmt die Suffragette Valentine Wannop die Position des love interests in einer Dreiecksgeschichte ein. Ihr Porträt orientiert sich in der Einbettung von Aktionen der Frauenwahlrechtskämpferinnen zwar stärker an der Aufarbeitung realer Ereignisse, Valentine verbleibt aber ambivalent, ordnet sich schlussendlich wie Charlotte den Normen einer Paarbeziehung unter. Eine Stilisierung der Kämpferinnen für das Stimmrecht zu Heldinnen zeigt sich im Drama Suffragette-Taten statt Worte. In der Schlussbetrachtung richtet sich der Blick zunächst auf die mannigfaltigen Gründe, weshalb die britische Wahlrechtsbewegung der Suffragetten in der Gegenwart an Aktualität gewonnen hat. Die Einzigartigkeit der radikalen Aktionen der Frauen, die Konjunktur historischer Jubiläen, neue Frauenpower in der Filmwelt und ein damit verbundener Trend zu sogenannten Frauenthemen werden als mögliche Motive diskutiert. Die Arbeit schließt mit einem ambivalenten Fazit, was die Rezeption der historischen Figur der Suffragette betrifft. Starke Frauen vor und hinter der Kamera legen einen positiven Blick auf die Kämpferinnen und ein gesteigertes Interesse nahe. Die FilmemacherInnen konstruieren allerdings divergierende Bilder, die einerseits die historisch belegte, opferbereite, kämpferische Aktivistin zeigen, andererseits aber auch deren abgeschwächte Form, die von der Rollenpositionierung als love interest beeinflusst wird. Die analysierten Beispiele greifen zum Teil auf historische Bilder zurück, reproduzieren sie und schaffen neue für das 21. Jahrhundert.
Keywords (eng)
suffragetteswoman suffrageUKmilitancySuffragetteHysteriaParade's Endfilm analysis
Keywords (deu)
SuffragettenFrauenwahlrechtGroßbritannienMilitanzSuffragetteIn guten HändenParade's EndFilmanalyse
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1344387
Number of pages
134