Abstract (deu)
Das Ziel dieser Diplomarbeit war es, einen Überblick über die Verbrechen und die daraus resultierende Hinrichtung des österreichischen Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart zu geben. Diese Untersuchung arbeitet seine wesentlichen Betätigungsfelder aus und beschäftigt sich detailliert mit Seyß-Inquarts Ambitionen und Fähigkeiten gegen Ende der ersten österreichischen Republik und während seiner „niederländischen Phase“. Diese beiden Arbeitsgebiete führten zur Anklage des glühenden Antisemiten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, bei dem ihn Gustav Steinbauer vertrat. Seyß-Inquart, der sich selbst als Teil der ideologischen Avantgarde empfand, wird hier weder als Verbrecher im kriminologischen Sinn noch als Psychopath betrachtet. Vielmehr wird die These eines geschickt agierenden Politikers, der die Etablierung der „Neuen Ordnung“ als historische Herausforderung seiner eigenen Zeit empfand, unterstützt.
Abschließend wird in die Situation der Verteidigung im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess eingeführt und ein exemplarischer Überblick geboten, bei dem einige Personen und Situationen dargestellt werden. Dies soll einen Eindruck von den verschiedenen angewandten Strategien und den Schwierigkeiten, mit denen die Verteidiger zu kämpfen hatten, vermitteln. Abschließend wird das Vorurteil der „Siegerjustiz“ kritisch beleuchtet, geschehene Verfahrensfehler analysiert und die Auswirkungen dieses Strafprozesses auf die Gegenwart beschrieben.