Abstract (deu)
Wissenschaftliche Forschung, die sich mit utopischer Fiktion beschäftigt, hat sich stark auf Literatur und in letzter Zeit auch auf Films als Fallstudien gerichtet, dabei blieben Comics als Medium trotz der großen Anzahl von Veröffentlichungen in dieser Gattung unbeachtet. Das Ziel dieser Thesis ist es, Comics, die mit dem utopischen Impuls umgehen und vor allem jene, die als Kritische Dystopien bezeichnet werden können – Dystopien, die ein offenes Ende besitzen, subversiv und unverhüllt politisch sind – zu analysieren. Es stellt sich die Frage, wie Comics durch ihr mediumspezifisches Verfahren utopische Fiktion darstellen können und wie Comics ihren Rand-Status ausnutzen, um subversive und kritische Erzählungen zu schaffen.
Die Recherche ist stark auf die theoretischen Werke von Tom Moylan and Raffaella Baccolini angewiesen – sie haben die Begriffe Kritische Utopie und Kritische Dystopie geprägt, um die utopische Fiktion, die in den letzten drei Jahrzenten des zwanzigsten Jahrhundert erschienen sind, besser zu verstehen.
Die einzelnen Fallstudien gehen in Werke von verschiedenen kulturellen Hintergründe hinein - Akira (1982-88) von dem japanischen Manga Autor Katsuhiro Otomo, V for Vendetta (1982-89) von dem britischen Autor Alan Moore, und Channel Zero (1997) und DMZ (2005-2012) von dem nordamerikanischen Autor Brian Wood.
Nach einer Auseinandersetzung mit dem theoretischen Rahmen, vor allem mit den Begriffen Kritische Dystopie und Comics, werden diese Werke historisch betrachtet und ihre gesellschaftspolitisches Umfeld analysiert. Diese Untersuchung der gesellschaftlichen und politischen Probleme sowie ihre Kritik werden in diesen Werken durch das Eingehen in die gegenwärtigen Probleme einer fiktiven dystopischen Gesellschaft, die offenbar eine Verbindung zu der vom Autor hat, dargestellt. Es ist das Ziel dieser Arbeit festzustellen, wie genau diese Kritik erreicht ist, zu verstehen was für eine Rolle Comics, ein akademisches unberücksichtiges Medium, in sozialer und gesellschaftlicher Kritik spielen und welche besondere Bedeutung sowie unerforschte Qualitäten sie zur utopischen Fiktion beitragen.