Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation liefert einen Beitrag zu den Debatten zu zwei verschiedenen kontroversiellen Themen: einerseits zur Debatte um moralischen Relativismus, andererseits zur Debatte um moralischen Fortschritt. Das Hauptargument ist, dass bestimmte Versionen eines moralischen Relativismus die Möglichkeit moralischen Fortschritts erklären können. Das ist überraschend, da Urteile über moralischen Fortschritt einen Standard vorauszusetzen scheinen, der verschiedene Kontexte transzendiert. So ein Standard scheint im Widerspruch zu zentralen Annahmen des moralischen Relativismus zu stehen. Das Argument basiert auf der Idee, dass Versionen eines moralischen Relativismus die lokale Gültigkeit verschiedener Systeme moralischer Normen erklären können müssen, um nicht zu moralischem Skeptizismus oder Nihilismus zu werden. Wie J. David Velleman herausgearbeitet hat impliziert so eine Erklärung der lokalen Gültigkeit moralischer Normen unter bestimmten Umständen einen Standard für moralischen Fortschritt. Dieses Argument hat Auswirkungen darauf, was unter moralischem Relativismus zu verstehen ist. Gleichzeitig führt es zu einer relativistischen Konzeption moralischen Fortschritts, die auch jenseits der Debatte um moralischen Relativismus von Interesse ist. Einer der Gründe dafür ist, dass die daraus resultierende relativistische Konzeption moralischen Fortschritts Fortschritt ohne die Annahme konzeptualisiert, dass moralischer Fortschritt – zumindest langfristig gesehen oder idealerweise – zur Konvergenz führen muss. Das ermöglicht eine Fortschrittskonzeption, die genuin pluralistisch ist, in dem Sinn, dass sie moralischen Fortschritt als potenziell in verschiedene Richtungen führend denken kann.