Abstract (deu)
Sich um die eigene Achse Drehen ist eine spezifische Praktik, die sowohl Teil sufistischer Sema-Rituale ist, als auch ein Element moderner Tanzperformances. Die vorliegende Arbeit stellt heraus, wie dieses Drehen in unterschiedlichen geographischen und performativen Kontexten auftritt und welche Ritualdynamiken diesen zugrunde liegen. In meiner ethnographischen Feldforschung an unterschiedlichen Orten in der Türkei und Österreich interviewte ich Personen, die diese Form des Drehens in sufistischen Orden, Gruppen oder im Rahmen zeit-genössischer Tanzperformances praktizieren und analysierte, wie diese sich in transnationalen Feldern bewegen. Mit Hilfe der Theorie des Ritualtransfer nach Langer (2006) sowie Neubert (2009), identifizierte ich die Elemente eines wechselseitigen Ritualtransfers zwischen der Türkei und Österreich. Daraus gewann ich folgende Erkenntnis: Persönliche Intentionen und Motivationen, wie auch die soziale Umgebung beeinflussen die Dynamiken, die zu Transformationen und Modifikationen führen. In manchen Fällen kommt es zu einer Auflösung des rituellen Charakters der Dreh-Aufführungen, ein Phänomen, für das ich den Begriff "transfer 'out' of rituals" vorschlage.