Abstract (deu)
Durch Vulkanismus werden Xenolithe an die Erdoberfläche gefördert, welche Einblicke in die Zusammensetzung, die Struktur und die tektonische Entwicklung des umgebenden Erdmantels liefern. In dieser Studie wurden Peridotit Xenolithe aus dem südwestlichen, dem zentralen und dem nordöstlichen Tibetischen Plateau mittels microstructureller und geochemischer Methoden und mittels Simulationstechniken untersucht um ihre Deformationsgeschichte mit geophysikalisch seismologischen Analysen in den verschiedenen Regionen in Beziehung zu setzen.
Die Peridotite, die im südwestlichen Tibet durch miozänen kalireichen Vulkanismus an die Oberfläche gebracht wurden, zeigen kristallographisch bevorzugte Orientierungen ihrer Olivine mit einer Konzentration der [010] Richtungen und einer Gürtelverteilung der [100] und [001] Richtungen entlang eines Großkreises (AG-Typ) mit einer durchschnittlichen Polarisationsanisotropie von 4.6% für Scherwellen, deren Ausbreitungsrichtungen in der Ebene des Großkreisgürtels liegen. In der Qiangtang Region in Zentraltibet wurden Peridotit und Pyroxenit Xenolithe durch eozänen Vulkanismus an die Oberfläche gebracht. Die Peridotit Xenlithe können in zwei Gefügegruppen unterteilt werden: Die Xenolithe, welche den obersten lithosphärischen Mantel repräsentieren, sind refraktär und zeigen ein Olivingefüge des AG Typs. Im Gegensatz dazu sind die Xenolithe aus dem tieferen Bereich re-vertilisiert und zeigen ein anderes Gefüge vom B Typ, das durch eine bevorzugte Aktivierung des [001](010) Gleitsystems gekenzeichnet ist. Die Peridotite aus dem nordöstlichen Tibet wurden vor 7.1 bis 23 Millionen Jahren im Zuge von alkalischem und ultranafischem Vulkanismus gefördert. Das Olivingefüge ist vornehmlich vom AG Typ mit wenigen (010)[100] Mustern (A-type). Im Gegensatz zu den Xenolithen aus dem südwestlichen und zentralen Tibet, zeigen diese Xenolithe extrem starke Anisotropie von durchschnittlich 8%.
Die schwache seismische Anisotropie der Peridotit Xenolithe aus dem südwestlichen Tibet konnte die grossen im südlichen Tibet beobachteten Wellenverzögerungen von 1.5 -2.0 s bei aufgespaltenen Scherwellen nicht erklären. Wir schlagen als Erklärung für die grossen Wellenverzögerungen das Vorhandensein von vertikal gelagerten linsen- bzw. lagenförmigen teilgeschmolzenen Bereichen vor, welche den Effekt der Anisotropie der Peridotite auf die Aufspaltung von Scherwellen verstärken. Der abrupte Wechsel der schnellen Polarisationsrichtung von südlichen zum zentralen Tibet dürfte einen Wechsel im Gefüge des Olivins reflektieren, welches in der nach Norden subduzierenden Indischen Lithosphäre grundsätzlich anders als im lithosphärischen Mantel unterhalb von Zentraltibet ist. Für Zentraltibet wurde die Geschwindigkeitsstruktur von der unteren Kruste in den Mantel basierend auf den seismischen Eigenschaften von Xenolithen rekonstruiert und zeigt eine vertikale Zweiteilung des Mantels. Ein mögliches Szeanrio für die Deformationsgeschichte, die zu einem heterogenen Mantel führte, besteht darin, dass in einem frühen Stadium ein prä-existierender Mantel partiell aufgeschmolzen wurde. Danach wurde der Mantel von unten aufgeheizt und im unteren Bereich bildete sich eine vertile Zone mit einem B-Typ Olivingefüge. Die Peridotite aus dem nordöstlichen Tibet mit einer starken Anisotropie von 8% würden Wellenverzögerungszeiten von ca. 1.16 s verursachen. Dies löst eine lange währende Diskusiosn über die ähnlichen Wellenverzögerungszeiten wie im zentralen Tibet, während die Lithsophäre im nordöstlichen Tibet dünner als im südlichen und zentralen Tibet ist.