Abstract (deu)
Seit dem Jahr 2015 ist der Begriff „Flüchtling“ vor allem durch den medialen und politischen Diskurs sehr präsent. Dies führt häufig zu negativ konnotierten Zuschreibungen (siehe Gissi, 2019, S.557f. oder Zetter 1991, S.40). Somit besteht laut Goffman (2018 [1967]) ein Stigma, durch welches das Leben der betroffenen Menschen beeinflusst wird. Inwieweit es zu einer Stigmatisierung von geflüchteten Menschen in der Erwerbsarbeit kommt, wie diese wahrgenommen wird und wie geflüchtete Menschen darauf reagieren, wird in dieser Arbeit untersucht. Es wurde aufgezeigt, dass Erwerbsarbeit für die Selbst- und auch Fremdwahrnehmung eine zentrale Rolle spielt. Die geflüchteten Menschen erachten das Nachgehen einer Erwerbsarbeit als fundamental, um als ein vollwertiges Mitglied der Aufnahmegesellschaft gesehen zu werden und auch sich selbst als ein solches zu sehen. Diskriminierungserfahrungen in der Erwerbsarbeit schreiben die Interviewpartner*innen einer Stigmatisierung des Flüchtlingsseins zu. Dabei fühlen sich die geflüchteten Menschen ohnmächtig, diese negativen Zuschreibungen zu verändern. Als Reaktion auf die Stigmatisierung lassen sich klare Handlungsstrukturen der Interviewpartner*innen erkennen: Akzeptanz, Bewusste Vermeidung, Kompensationsversuche durch Anpassung oder auch Leugnung. Der Forschungsprozess dieser Masterarbeit richtete sich nach der Methodik des zirkulären Forschens von Froschauer und Lueger (2009, S.71f.), wodurch das Vorgehen schrittweise aus den Erkenntnissen des Datenmaterials resultiert. Gesamt wurden sechs Interviews mit geflüchteten Menschen geführt, die sich bereits in einer Erwerbsarbeit in Österreich befinden. Analysiert wurden die Interviews anhand von Themen- als auch Feinstrukturanalyse nach Froschauer und Lueger (2003, S.110–115).