Abstract (deu)
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heutzutage in Städten. Die verstärkte Urbanisierung hat eine Abnahme der weltweiten Biodiversität und eine biologische Homogenisierung zur Folge. Tierarten können sich unterschiedlich gut an städtische Lebensräume anpassen und Arten, die menschliche Ressourcen besser nutzen können, haben in Städten oft höhere Individuendichten als in den umliegenden Gebieten. In dieser Studie wurden die Unterschiede von Artenreichtum, Morphologie, körperlicher Verfassung, Ektoparasitenbefall und Verletzungshäufigkeit von Kleinsäugern entlang eines Urbanisierungsgradienten untersucht. Zwischen Juli und Oktober 2020 wurden auf 10 innerstädtischen Grünflächen und auf 10 Waldflächen in Wien Lebendfallen aufgestellt. Der Urbanisierungsgrad wurde durch Bodenversiegelung und Vegetationsdichte quantifiziert. Es wurden 108 Tiere gefangen, die zu 6 Nagetier- und 3 Insektenfresserarten gehörten. Apodemus flavicollis wurde in beiden Lebensräumen am häufigsten gefangen. Der Artenreichtum stieg mit zunehmendem Urbanisierungsgrad. Es konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Morphologie, körperlicher Verfassung oder Ektoparasitenbefall gefunden werden, jedoch zeigten sich Unterschiede bei der Verletzungshäufigkeit. Diese lag im Wald deutlich über jener in urbanen Grünflächen. Während die höhere Individuendichte in stark urbanen Flächen möglicherweise das erhöhte Nahrungsangebot wiederspiegelt, sind die Gründe für den erhöhten Artenreichtum weitgehend unklar. Eventuell sind Tierarten in Städten weniger stark von natürlichen Schwankungen in der Nahrungsverfügbarkeit betroffen. Die höhere Populationsgröße und Verbreitung von A. flavicollis und anderer Arten, die in Verbindung mit krankheitsübertragenden Zecken stehen, könnte sich zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko für Menschen entwickeln. In diesem Zusammenhang werden weitere Arbeiten über die Verbreitungsmuster von Kleinsäugern empfohlen.