Abstract (deu)
Stratosphärisches Ozon schützt die Oberfläche des Planeten Erde und dessen Lebensformen durch Absorption vor schädlicher UV-B und UV-C-Strahlung. Die Freisetzung der rein anthropogenen ozonabbauenden Substanzen (ODS), vorwiegend Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), beginnend in den 1950er Jahren, bewirkte einen Rückgang des stratosphärischen Ozons. Nachdem der Ozonabbaumechanismus von FCKW 1974 beschrieben wurde, der Abbau durch die Entdeckung des antarktischen Ozonlochs 1986 nachgewiesen werden konnte und 1987 schließlich das Verbot von ODS durch das Unterzeichnen des Montrealer Protokolls zum Schutz der Ozonschicht beschlossen wurde, gewann die Erforschung von stratosphärischem Ozon an Bedeutung. Heute, mehr als 30 Jahre nach dem Beschluss des Montrealer Protokolls und mehr als 20 Jahre nach dem nachgewiesenen Wendepunkt der Konzentration ozonabbauender Substanzen in der Stratosphäre, wird die Ozonschicht auf erste Anzeichen einer Erholung untersucht.
Das Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur führt seit 1994 kontinuierliche Messungen von Gesamtozon und vertikalen Ozonprofilen mit einem Brewer Spektrophotometer auf dem hochalpinen Sonnblick Observatorium im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) durch. Der Gesamtozondatensatz ist einer der längsten in ganz Europa und wird in dieser Arbeit von 1994 bis einschließlich 2017 auf Trends und Extremwerte untersucht. Für die Extremwertanalyse werden ähnliche Verfahren der Extremwerttheorie für das Identifizieren von Ozon-Extremereignissen, wie schon in einigen früheren Arbeiten angewendet.
Dynamische Prozesse in der oberen Troposphäre und unteren Stratosphäre können kurzfristig starke bis extreme Schwankungen in der Konzentration von stratosphärischem Ozon bewirken. Mit dem fortschreitenden Klimawandel ändern sich auch großskalige Zirkulationen in der Atmosphäre, was große Einflüsse auf die Gesamtozonsäule in bestimmten Regionen haben kann. Deswegen und aufgrund des Einflusses von stratosphärischem Ozon auf die UV-Bodeneinstrahlung und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Biosphäre, inklusive der menschlichen Gesundheit, ist das präzise und langfristige Messen der Gesamtozonsäule von großer Bedeutung. In nördlichen mittleren Breiten werden Langzeitänderungen von stratosphärischem Ozon von chemischen Prozessen dominiert, während kurzzeitige Schwankungen und Extremereignisse mit sehr niedrigen oder sehr hohen Ozonsäulen von der synoptischen Situation verursacht werden. Jedoch bestimmen gerade die beobachteten Extremereignisse maßgeblich den linearen Trend des Gesamtozons und somit hat auch die atmosphärische Dynamik indirekten Einfluss auf langzeitliche Veränderungen des Gesamtozons. Durch Analyse ausgewählter Fallstudien von synoptischen Situationen über Europa, der Nordhemisphäre und von vertikalen Ozonprofilen, während aufgetretener Hochozon- (HOE) und Tiefozon-Ereignisse (TOE) werden dynamische Einflussfaktoren veranschaulicht und beschrieben. Es wird analysiert ob HOE bzw. TOE bei bestimmten synoptischen Situationen, nach der Klassifikation von Steinacker, häufiger oder seltener auftreten.