Abstract (deu)
Immer wieder werden inhaltliche Widersprüche in feministischen Debatten an die Altersfrage gekoppelt. Vermeintliche Generationenkonflikte im Feminismus finden nicht zuletzt massenmedial viel Beachtung.
Empirische Studien zu Generationenkonflikten im Feminismus gibt es hingegen wenig. Die vorliegende Masterarbeit setzt an dieser Lücke an und beschäftigt sich mit der Frage, wie Feminist*innen Generationen, Generationengrenzen und -konflikte erleben und beschreiben. In kritischer Auseinandersetzung mit Karl Mannheims mittlerweile kanonischem Aufsatz über das ‚Problem der Generationen‘ (1928) wird der Frage nachgegangen, ob die Generationenperspektive ein relevanter soziologischer Blickwinkel sei, aus dem heraus Differenzen und Konfliktlinien unterschiedlicher feministischer Positionen erklärt werden können. Ziel der Masterarbeit ist es, einen feministischen Blick auf Generationenverhältnisse und Konflikte zu werfen und dabei aufzuzeigen, wie a) eine undifferenzierte Verwendung des Generationenbegriffs bzw. b) idealtypische Einteilungen anhand von Alterskohorten oftmals komplexe und widersprüchliche Zusammenhänge innerhalb feministischer Bewegungen verschleiern.
Ausgehend von Theorien zu sozialen Bewegungen, feministischer Generationenforschung und der Auswertung von neun qualitativen Interviews mit feministischen Aktivist*innen werden letztlich drei Thesen formuliert: 1. Die Omnipräsenz generationeller Erklärungsmuster in feministischen Kontexten spiegelt das gesamtgesellschaftliche Interesse an Generationenkonflikten im Allgemeinen und Konflikten im Feminismus im Speziellen wider. 2. Das Sprechen über Generationenkonflikte innerhalb feministischer Kontexte kann paradoxerweise eine Strategie der Konfliktvermeidung darstellen. 3. Hinter den beschriebenen Konflikten stehen oftmals Verteilungskämpfe.