Abstract (deu)
Die Masterarbeit „Konfliktreiche Geschichtsbilder. Darstellungsstrategien von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in der Ausstellung Republik und Diktatur im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum“ befasst sich mit der Darstellung spezifischer Aspekte der NS-Geschichte in Österreich. Ausgangspunkt ist die geschichtspolitische Kontroverse um das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) u.a. um die Darstellung des Nationalsozialismus in der 1998 eröffneten Zeitgeschichteausstellung. Diese Arbeit knüpft an geschichtswissenschaftliche Forschungen zu erinnerungskulturellen Transformationen der 1990er Jahre an, welche Veränderungen von Geschichtsbildern zum Nationalsozialismus erwarten ließen. Das Erkenntnisinteresse besteht darin, das mit visuell-räumlichen Mitteln vermittelte NS-Geschichtsbild zu identifizieren und in Diskurse einzuordnen. Gedächtnistheoretische Perspektivierungen von Museen folgend wird die Ausstellung als Indikator und Generator von Erinnerungskultur(en) sowie Ausdruck kollektiver Gedächtnisse konzeptualisiert. Die Arbeit folgt dem Forschungsdesign der Mehrebenenanalyse (Lisa Spanka), das institutionelle Rahmenbedingungen und Ausstellungsinhalte, d.h. die Auswahl und Anordnung von Objekten und Texten untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die Präsentation als Nationalmuseum und Ort militärischer Traditionsstiftung konzipiert wurde. Neben Mitverantwortungsdiskursen konnten entlastende Narrative ausgemacht werden. Durch die Repräsentation künstlerischer Ego-Dokumente und Auszeichnungen werden Wehrmachtsangehörige viktimisiert und glorifiziert. Indem die nationalsozialistische Gesellschaft durch Objekte dargestellt wird, die Frauen und die private Sphäre repräsentieren, erfolgt eine entlastend wirkende Feminisierung der ‚Volksgemeinschaft‘. Das Jahr 1945 wird als Wiedergeburts-Mythos einer österreichischen Nation visualisiert, wobei Leiden der „eigenen“ Gesellschaft dominieren. Die Geschichtsbilder der Ausstellung zeugen von der Kontinuität einer modifizierten „Opferthese“. Die These lautet, dass die Ausstellung „Republik und Diktatur“ eine Reaktion auf Gegendiskurse darstellte und eine geschichtspolitische Funktion darin bestand, hinterfragte Geschichtsbilder hegemonial abzusichern.