Abstract (deu)
Durch die Zugehörigkeit zu Szenen wird es Jugendlichen und jungen Erwachsenen innerhalb unseres komplexen Gesellschaftssystems möglich, ihre Interessen und Ziele mit Gleichgesinnten zu teilen. Auf Basis dieser Zugehörigkeit zu einer kleineren, sozialen Gruppe können sie folglich ihre persönliche Identität auszubilden. Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit Identitätskonstruktionen sowie kollektiven Orientierungen von Szenen und veranschaulicht dies am Beispiel der Straight-Edge-Szene. Aufgrund ihrer Lebensweise, die sich in mancherlei Hinsicht zur Mainstream-Gesellschaft unterscheidet, entwickelt die Straight- Edge-Szene abweichende Denk- und Handlungsmuster, die einerseits zu starken Zusammengehörigkeitsgefühlen untereinander führen, andererseits auch Distinktionsprozesse zu anderen Gruppen und der Mainstream-Gesellschaft hervorbringen. Mittels Gruppendiskussionen mit Straight-Edge-Anhänger*innen und unter Anwendung der dokumentarischen Methode nach Ralf Bohnsack gelang es, den gemeinsamen Erfahrungsraum zu eruieren und das implizite, in der Szene verankerte Wissen zur Explikation zu bringen. Sichtbar wurden dabei einerseits für die Szene typische äußerliche Erkennungszeichen, andererseits vor allem geteilte Erfahrungshintergründe, die die Herstellung der sozialen Realität in der Szene verdeutlichen. So spielen Aspekte des Widerstandes und Überlegenheitsgefühle gegenüber der dominanten Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Zudem kommen Männlichkeitsideale zum Vorschein, die durch den praktizierten Lebensstil im Alltag reproduziert werden. Die kollektive Identität der Straight- Edge-Szene entsteht somit vor allem über implizit vorhandene Denkmuster und kollektive Orientierungen, die als gemeinsame Basis von allen Mitgliedern in alltäglichen Handlungspraktiken repräsentiert werden.