You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1535481
Title (eng)
The International Court of Justice and nuclear weapons
an attempt to explain judicial self-restraint
Author
Kristina Wascher
Adviser
Hanspeter Neuhold
Assessor
Hanspeter Neuhold
Abstract (deu)
Seit Bestehen des Internationalen Gerichtshofes (IGH) hatten internationale Richter drei Gelegenheiten, sich zu Atomwaffen zu äußern. Jede dieser Äußerungen – darunter zwei Entscheidungen und ein Gutachten – war geprägt von richterlicher Zurückhaltung. In der vorliegenden Master Thesis werden die möglichen Gründe für diesen Ansatz diskutiert. Es steht außer Zweifel, dass das gesamte Thema Atomwaffen und nukleare Abrüstung von hoher politischer Relevanz ist. Dies ist jedoch nur eine mögliche Erklärung für die Anwendung der richterlichen Zurückhaltung. Zunächst stellt die Arbeit die theoretischen Konzepte vor, die als Erklärung für die richterliche Zurückhaltung dienen könnten. Darunter sind das System der freiwilligen Gerichtsbarkeit im internationalen Bereich und die Zusammensetzung des Gerichtshofs. Als Hauptorgan der Rechtsprechung der Vereinten Nationen entscheidet der IGH nicht nur über Streitigkeiten technischer Natur. Vielmehr ist er zunehmend mit Auseinandersetzungen konfrontiert, die politische Aspekte in unterschiedlichem Ausmaß aufweisen. Viele Rechtswissenschafter haben jedoch argumentiert, dass der IGH keine legitime Befugnis hat, politische Angelegenheiten zu entscheiden, sondern solche Fälle als nicht justiziell betrachtet und wegen mangelnder Zuständigkeit abgewiesen werden sollten. Es wird argumentiert, dass alle strittigen Fälle mehr oder weniger politische Elemente aufweisen und in der Praxis keine valide Unterscheidung zwischen rechtlichen und politischen Fragen getroffen werden kann. Die Autorin diskutiert weiters die Verantwortung des Gerichtshofs als eine Institution, die zur Entwicklung des Völkerrechts beiträgt. Sind die anzuwendenden Rechtsvorschriften mehrdeutig oder unklar, so ist der IGH berufen, die rechtlichen Lücken zu schließen. In einem zweiten Teil werden die drei Äußerungen zu Atomwaffen anhand der in den vorangegangenen Kapiteln dargelegten Konzepte kritisch hinterfragt. In einem letzten Teil werden einige Versuche vorgestellt, auf die richterliche Zurückhaltung der internationalen Richter im Bereich der Atomwaffen zu antworten, wobei die Rolle der Staaten im internationalen Bereich akzentuiert und die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen zur Erzielung einer weltweiten nuklearen Abrüstung betont werden.
Abstract (eng)
Over the International Court of Justice’s (ICJ) existence, judges have had three opportunities to make a pronouncement on nuclear weapons. In each pronouncement (two judgments and one advisory opinion), they showed caution and judicial self- restraint. This thesis discusses the potential reasons for this restrictive approach. Undoubtedly, nuclear weapons and nuclear disarmament are of high political relevance. However, this is only one possible explanation for judicial self-restraint. First, the thesis presents useful theoretical concepts that could explain judicial self- restraint, including the system of optional jurisdiction in the international sphere and the Court’s composition. As the principal judicial organ of the United Nations, the ICJ no longer primarily rules on technical disputes; instead, it has confronted an increasing number of disputes with various degrees of political involvement. However, many legal scholars have argued that the ICJ does not have legitimate authority to decide highly political matters and that such cases should be considered non-justiciable and dismissed due to a lack of jurisdiction. However, the thesis argues that all contentious cases contain political elements to a certain extent and that no valid distinctions can be drawn in practice. It also discusses the Court’s judicial responsibility as an institution that contributes to the development of international law. When the applicable legal rules are ambiguous and obscure, the ICJ is empowered to fill legal lacunae. In addition, the ICJ’s three pronouncements on nuclear weapons are critically examined based on previously established concepts established. Lastly, some attempts to respond to the Court’s judicial self-restraint towards nuclear weapons are presented, highlighting the role of States in the international sphere and joint efforts to achieve global nuclear disarmament.
Keywords (deu)
AtomwaffenInternationaler Gerichtshof
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1535481
rdau:P60550 (deu)
72 Seiten
Number of pages
73
Association (deu)
Members (1)
Title (eng)
The International Court of Justice and nuclear weapons
an attempt to explain judicial self-restraint
Author
Kristina Wascher
Abstract (deu)
Seit Bestehen des Internationalen Gerichtshofes (IGH) hatten internationale Richter drei Gelegenheiten, sich zu Atomwaffen zu äußern. Jede dieser Äußerungen – darunter zwei Entscheidungen und ein Gutachten – war geprägt von richterlicher Zurückhaltung. In der vorliegenden Master Thesis werden die möglichen Gründe für diesen Ansatz diskutiert. Es steht außer Zweifel, dass das gesamte Thema Atomwaffen und nukleare Abrüstung von hoher politischer Relevanz ist. Dies ist jedoch nur eine mögliche Erklärung für die Anwendung der richterlichen Zurückhaltung. Zunächst stellt die Arbeit die theoretischen Konzepte vor, die als Erklärung für die richterliche Zurückhaltung dienen könnten. Darunter sind das System der freiwilligen Gerichtsbarkeit im internationalen Bereich und die Zusammensetzung des Gerichtshofs. Als Hauptorgan der Rechtsprechung der Vereinten Nationen entscheidet der IGH nicht nur über Streitigkeiten technischer Natur. Vielmehr ist er zunehmend mit Auseinandersetzungen konfrontiert, die politische Aspekte in unterschiedlichem Ausmaß aufweisen. Viele Rechtswissenschafter haben jedoch argumentiert, dass der IGH keine legitime Befugnis hat, politische Angelegenheiten zu entscheiden, sondern solche Fälle als nicht justiziell betrachtet und wegen mangelnder Zuständigkeit abgewiesen werden sollten. Es wird argumentiert, dass alle strittigen Fälle mehr oder weniger politische Elemente aufweisen und in der Praxis keine valide Unterscheidung zwischen rechtlichen und politischen Fragen getroffen werden kann. Die Autorin diskutiert weiters die Verantwortung des Gerichtshofs als eine Institution, die zur Entwicklung des Völkerrechts beiträgt. Sind die anzuwendenden Rechtsvorschriften mehrdeutig oder unklar, so ist der IGH berufen, die rechtlichen Lücken zu schließen. In einem zweiten Teil werden die drei Äußerungen zu Atomwaffen anhand der in den vorangegangenen Kapiteln dargelegten Konzepte kritisch hinterfragt. In einem letzten Teil werden einige Versuche vorgestellt, auf die richterliche Zurückhaltung der internationalen Richter im Bereich der Atomwaffen zu antworten, wobei die Rolle der Staaten im internationalen Bereich akzentuiert und die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen zur Erzielung einer weltweiten nuklearen Abrüstung betont werden.
Abstract (eng)
Over the International Court of Justice’s (ICJ) existence, judges have had three opportunities to make a pronouncement on nuclear weapons. In each pronouncement (two judgments and one advisory opinion), they showed caution and judicial self- restraint. This thesis discusses the potential reasons for this restrictive approach. Undoubtedly, nuclear weapons and nuclear disarmament are of high political relevance. However, this is only one possible explanation for judicial self-restraint. First, the thesis presents useful theoretical concepts that could explain judicial self- restraint, including the system of optional jurisdiction in the international sphere and the Court’s composition. As the principal judicial organ of the United Nations, the ICJ no longer primarily rules on technical disputes; instead, it has confronted an increasing number of disputes with various degrees of political involvement. However, many legal scholars have argued that the ICJ does not have legitimate authority to decide highly political matters and that such cases should be considered non-justiciable and dismissed due to a lack of jurisdiction. However, the thesis argues that all contentious cases contain political elements to a certain extent and that no valid distinctions can be drawn in practice. It also discusses the Court’s judicial responsibility as an institution that contributes to the development of international law. When the applicable legal rules are ambiguous and obscure, the ICJ is empowered to fill legal lacunae. In addition, the ICJ’s three pronouncements on nuclear weapons are critically examined based on previously established concepts established. Lastly, some attempts to respond to the Court’s judicial self-restraint towards nuclear weapons are presented, highlighting the role of States in the international sphere and joint efforts to achieve global nuclear disarmament.
Keywords (deu)
AtomwaffenInternationaler Gerichtshof
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1535950
Number of pages
73
Association (deu)