Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation ist eine systematische korpuslinguistische Untersuchung der Kindersprache in Interaktion mit dem elterlichen Input in Bezug auf Derivationen im Vergleich zu Komposita. Insbesondere liegt ein Fokus auf Ableitungsmustern, die in der frühen Kindersprache eine tragende Rolle spielen. Überdies wird der Zusammenhang verschiedener Einflussfaktoren auf die morphologische Entwicklung im Bereich der Wortbildung bei Kindern von 3 bis 5 Jahren mit unterschiedlichem sozioökonomischen Hintergrund untersucht. Es werden einerseits longitudinale Spontansprachdaten von drei Kindern, sowie andererseits Paneldaten von 29 Kindern und ihren Hauptbezugspersonen umfassend analysiert. Alle Kinder wachsen in Wien auf und erwerben österreichisches Standarddeutsch als ihre Erstsprache. Das Mini-Paradigma-Kriterium zur Feststellung potenzieller Produktivität in der Kindersprache wird auf weitere Derivationsmuster angewandt und erweitert. Zusätzlich wurde im Rahmen der Dissertation ein Experiment zur Elizitation nominaler Ableitungen entwickelt und mit 16 Kindern der Paneldaten im Alter von durchschnittlich 8 Jahren durchgeführt, um die weitere morphologische Entwicklung dieser Kinder im Bereich deverbaler nominaler Derivationen festzustellen. Die wesentlichsten derivationellen Muster sind im Alter von durchschnittlich 3 Jahren in der Kindersprache vorhanden, wobei sich der Wortschatz der Kinder und Hauptbezugspersonen mit höherem sozioökonomischen Status vielfältiger zeigt. Die Ergebnisse der Spontansprache und des Tests wurden den Faktoren Inputmenge, Büchervorlesen, Hörbücher und Radio, sowie weiterem Medienkonsum (YouTube, Internet, Smartphone, Fernsehen) gegenübergestellt, mit dem Resultat, dass ein günstiger Effekt zwischen der Menge des Büchervorlesens und der Entwicklung im Bereich der Derivationsmorphologie beobachtet werden kann, während übermäßiger Medienkonsum nachteilige Auswirkungen mit sich bringt.