Abstract (deu)
Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Masterarbeit sind Bedeutungen des Wohnens im Kontext der neuen Wohnungsfrage. Diese bezeichnet in Referenz auf die Wohnungsnot im Zuge der Industrialisierung die zunehmend prekären Verhältnisse am gegenwärtigen Wohnungsmarkt, die aus der zweifachen Konstitution des Wohnens als Grundbedürfnis und als Ware resultieren. Indem das Wohnen zu einem Politikum wird, wird es ebenso zu einem Instrument der Normierung und Normalisierung, wie der historische Rückblick zeigt. Während aktuelle Forschungen Bedeutungen des Wohnens aus einer biographischen Perspektive rekonstruieren, sind Arbeiten, die den Fokus dezidiert auf Wert- und Normvorstellungen des Wohnens legen, rar. Empirische Grundlage sind insgesamt 20 Laddering-Interviews mit Beschäftigten der Wiener Wohnungslosenhilfe, der Stadtplanung und -forschung, die im Rahmen des Projekts „aus-geschämt: Entstigmatisierung Wohnungslosigkeit“ geführt wurden und im Rahmen dieser Arbeit einer Deutungsmusteranalyse nach Carsten Ullrich unterzogen wurden. Es zeigt sich, dass das Wohnen grundlegend fünf unterschiedliche Bedeutungsdimensionen aufweist: Wohnen als Begrenzung, Wohnen als Intimität, Wohnen als soziale Teilhabe, Wohnen als Verankerung und Wohnen als Gestalten. Mit einem Rückgriff auf Giddens‘ (1997) Strukturationstheorie, die die theoretische Basis dieser Arbeit bildet, lassen sich diese als jene kollektive Wissensordnungen begreifen, die zwischen Handeln und Struktur angesiedelt sind und, politisch, rechtlich und ökonomisch gestützt, jene Bedeutungen darstellen, die das Wohnen im Sinne einer institutionalisierten Praktik in seiner Kontinuität und Kollektivität prägen.